Mittwoch, 29. Juni 2011

Die Visionen der 60er

Ich bin eben auf eine Seite über die Zukunftsvisionen der 60er gestossen. Das hat mich an ein "Zukunftsbuch" erinnert (70er), das ich damals voller Begeisterung mir immer wieder ansehen musste.

Leider leider ist aus den meisten Prognosen (noch) nichts geworden.

  • Auch damals war schon von Kryonik die Rede. 
  • Von interkontinentalen Reisen in Vakuumröhren durch den Ozean mit 20 facher Schallgeschwindigkeit. 
  • Gigantische Städte, die aus extrem wenigen aber dafür umso kolossaleren High-Tech-Gebäuden bestehen sollten.
  • Kunstnahrung.
  • Nobelpreis hätte schon längst ein Computer mit künstlicher Intelligenz haben müssen.
  • Auf dem Mond hätte es schon längst bevölkerte Mondfarmen geben sollen.
  • So, wie man sich die Elekrizität zunutze machen konnte, versprachen sich einige Visionäre die Beherrschung der Gravitation und somit fliegende Untertassen, die sich vom Gravitationsfeld der Erde abschirmen können.
  • Ebenso wurde die Beherrschung des Wetters und des Klimas prognostiziert. Regen hätte demnach nach verhindert und produziert werden können.
  • Wir hätten überdies schon längst mit Terraforming beginnen müssen, also der Bewohnbarmachung anderer Planeten wie Venus und Mars.
  • Die durchschnittliche Lebenserwartung in Wohlstandsländern prognostizierte man für das Jahr 2000 auf 100 Jahre.
  • Mitte der 90er hätte das Öl aufgebraucht sein sollen. Wir müssten 24000 Kernkraftwerke heute haben statt rund 440.
  • Längst hätten wir Solarkraftwerke im All haben sollen und Kraftwerke, die Materie mit Antimaterie zerstrahlen lassen.
Weitere Details sind hier zu lesen:
Ich weiß, dass jetzt im Nachhinein viele Menschen schlauer sein wollen als die damaligen Futurologen.
Man hätte es doch wissen können, dass all das nicht passiert...
Hätte man?

Die 60er Jahre waren wegen der Weltraumfahrt zum Mond die technologisch bedeutsamsten Jahre der Menschheit. Es ist absolut nachvollziehbar, dass man ausgehend von dieser gewaltigen Erfolgswelle sich mehr erhofft hatte für die kommenden Jahrzehnte.

Natürlich kann man heute alles genau analysieren und Gründe nennen, warum vieles anders gekommen ist als man es dachte. Immerhin sind ja auch viele Dinge passiert, die völlig unterschätzt wurden, wie der enorme Anstieg der weltweiten Kommunikation und der Zugriff auf weltweite Information.

Aber was vor allem auffällt: Die Träume waren auf Zeiträume ausgerichtet, die noch in dem Bereich der Lebenserwartung der Prognostiker fielen. Andererseits waren ja es noch immerhin ein paar Jahrzehnte hin, so dass man es aus damaliger Sicht kaum widerlegen konnte.

Und genau dieses Spiel wiederholt sich heute nach der gelungenen Entschlüsselung des Genoms.
Es ist schon sehr verdächtig, wenn von irgendwelchen Errungenschaften die Rede ist, die in ein paar Jahrzehnten kommen sollen. Prognosen in diesem Zeitraum sind hochgradig gefährdet durch subjektive kognitive Verzerrung.

Waren die Prognosen der 60er wirklich Blödsinn? Einige waren in der Tat hochspekulativ ohne gute Evidenz. Die Beherrschung der Gravitation zweifelte ich schon damals an.

Heute scheint mir die Anti Aging basierte Longevity Escape Velocity (= Lebenserwartung steigt dauerhaft schneller als die Zeit vergeht) eigentlich schon sicher widerlegbar zu sein.

Bei vielen Punkten machen die Prognostiker jedoch nur einen einfachen Fehler: Sie glauben, dass alles wesentlich schneller voran geht als es dann wirklich passiert. Sie unterschätzen die vielen Zwischenschritte, die erforderlich sind um da hin zu kommen, worum es bei den Prognosen dann geht. Der Weg in die Zukunft ist leider steiniger als man das so denkt und es kostet eben Zeit, die Steine aus dem Weg zu räumen. Die Zukunftsforscher haben langfristig in vielen Dingen recht, irren sich aber in den Zeiträumen.

Sowohl Weltraumfahrt als auch Genomforschung ist keine Disziplin für wenige Jahrzehnte. Wir haben es hier mit Themen zu tun, die Jahrtausende in Anspruch nehmen werden. Jawohl: Jahrtausende. Und wenn jetzt jemand glaubt, dies sei ein langer Zeitraum, dann irrt er sich. Denn bezogen auf die Menschheitsgeschichte ist ein Jahrtausend weniger als die Breite eines i Punktes bezogen auf den Monitor den du jetzt  vor dir hast. 1000 Jahre sind nichts.

Samstag, 4. Juni 2011

Wenn Anti-Aging kein Thema mehr ist ...

<Ich werde hier mal kurz vorrechnen, dass der Weg zum ultralangen Leben noch lange nicht frei ist, sobald man die Alterung besiegt hat.

Setzen wir daher ruhig voraus, dass es gelingt, den Körper permanent in dem Zustand eines 20 bis 30 jährigen zu halten.

Und nehmen wir extrem optimistisch an, dass die dafür erforderlichen Maßnahmen mit keinerlei Risiken verbunden sind für die Person. Selbst im hohen Alter solle sich daran nichts ändern, so die Annahme.

Wir unterstellen zunächst weiter, dass sich zukünftige Risiken wie Überbevölkerung, Nahrungsknappheit, Kriege usw und zukünftige Fortschritte in Ihrer Wirkung auf das jährliche Sterblichkeitsrisiko im Großen und Ganzen neutralisieren.

Dann hätte die Person jedes Jahr ein konstantes Sterblichkeitrisiko bzw. eine konstante Überlebenswahrscheinlichkeit p.

Im Prinzip ist jedes Jahr also Lotteriespiel um Leben und Tod, bei der die Person mit Wahrscheinlichkeit p das Jahr überlebt und mit Wahrscheinlichkeit 1-p in dem Jahr stirbt. Das gilt auch im Prinzip heute für jeden Menschen auch. Mit der Ausnahme, dass heute noch die jährliche Überlebenswahrscheinlichkeit p altersbedingt gegen null geht. 


Das große Ziel, physisch immer wie 20 bis 30 zu sein, sei also erreicht. Die Überlebenswahrscheinlichkeit p sei jedes Jahr konstant und fällt nicht mehr mit dem Alter.

Jetzt die entscheidende Frage: Wie hoch sind unter diesen Voraussetzungen dann eigentlich die Chancen 100 oder 1000 oder 10000 oder eine Million Jahre alt zu werden?

Das jährliche Sterblichkeitsrisiko eines 20 bis 30 jährigen liegt bei ca. 100/100000 = 0.001 = 0.1%. Die jährliche Überlebenswahrscheinlichkeit p ist somit 0.999 = 99,9%



Wenn die Person 100 Jahre damit durchkommt, hat sie 100 mal das jährliche Lotteriespiel um Leben um Tod gewonnen.

Die Chance, die 100 zu erreichen liegt bei 90% sofern man die Traumbedingungen unterstellt völlig ohne Alterung zu leben. Ca 10% würden dennoch vorher sterben.

Weil's so krass ist noch einmal:

Wenn alle Menschen von Geburt an Jahr für Jahr die Überlebenschancen eines 20 bis 30 Jährigen hätten, würden ca. 90% davon mindestens hundert Jahre alt werden. Ca. 10% würden aber trotz dieses gewaltigen Life Extension Erfolges es dennoch nicht einmal bis 100 schaffen.

Bis zum Alter 150 würden es bei diesem perfekten Anti Aging ca 86% der Menschen schaffen, 14% der Menschen erreichen die 150 nicht.

Auf dem Weg, 1000 Jahre und länger zu leben, wären ca. 37% der Menschen erfolgreich. Ca. 63% würden es nicht schaffen, obwohl sie die ganze Zeit körperlich nicht mehr altern.

Das Alter von 2000 Jahren würden ca. 14% der Menschen lebend erreichen. Ca. 86% werden dann schon gestorben sein, obwohl sie nie gealtert sind.

Die Quote der Menschen, die es bis 10000 lebend schaffen, ist schon vernachlässigbar klein: ca. 0,005%
Entsprechend hoch ist die Anzahl der Gestorbenen: 99,995%

Wer sich eine Lebenserwartung von 100 ausrechnet, geht meist zu 50% davon aus, dass er das erreicht.
Aber selbst wenn alle Alterung besiegt wäre, dürfte ein Neugeborener nur mit 90% hoffen, die 100 zu schaffen.


Wie diese Rechnungen gezeigt haben, ist ultralanges und vor allem sehr sicheres ultralanges Leben noch keinesfalls erreicht, wenn das Wunder des perfekten Anti Agings existieren würde. Die meisten Menschen würden trotzdem keine 10 Jahrhunderte überleben.

Auch dann nicht, wenn alles ständig so friedlich wie jetzt in der Welt abläuft.

Um mit über 50% Wahrscheinlichkeit mehrere Jahrtausende überleben zu können oder gar Millionen Jahre überleben zu können, bedarf es daher noch wesentlich mehr Voraussetzungen als "nur" völlig risikoloses und perfektes Anti Aging.

Die DNA hat es vorgemacht, wie man Milliarden Jahre überleben kann.

Zum einen hat sie sich mit der Zelle ihren eigenen Lebensraum geschaffen, der sie vor der Umwelt schützt und in dem täglich über 10000 Reparaturen an ihr durchgeführt werden.

Zum anderen hat sie sich multimilliardenfach verfielfältigt und ist so gut wie überall auf dem Planeten Erde verbreitet.

Überträgt man dieses Beispiel auf den Menschen, dann werden die Menschen der Zukunft in eigenen Häusern oder besser Raumschiffen wohnen, in denen ganze Krankenhäuser und Expertenteams einzig und allein für einen Menschen verantwortlich und ständig verfügbar sind.

So wie heute jeder Mensch ein Handy haben kann, so wird in Zukunft, jeder ein Raumschiff haben, das wie gesagt ganze Krankenhäuser und Experten bereit hält, die keine andere Aufgabe haben, als das Überleben des im Kern des Raumschiffs sitzenden Menschen zu sichern. Die DNA hat es uns längst vorgemacht. Die Expertenteams werden natürlich spezielle Roboter sein.

Diese Raumschiffe werden sich wie Zellen vervielfältigen und sich im All verbreiten. Der Mensch wird dabei wie die DNA gleich mitkopiert. Vermutlich wird er dafür längst in einen Rechner geminduploadet sein.

Um diese Aufgabe bewältigen zu können, wird natürlich enorme Energie notwendig sein. Dazu schwärmen diese Raumschiffe in einem entsprechenden Abstand zur Sonne, und holen sich dort ihre "Energienahrung" wie Kaulquappen, die sich um irgendwelche Algen tummeln.

Wenn die Ressourcen im Sonnensystem knapp werden, so dass eine weitere Verbreitung den Konkurrenzdruck zu stark werden lässt, dann schwärmen die ersten Raumschiffe aus in Richtung noch nicht besiedelter Sonnensysteme. Das Leben wird sich dann in der Milchstraße ausbreiten, so wie sich damals die Zellen im Meer ausgebreitet haben. Die Rolle des Menschen bei dieser posthumanen Lebensform wäre vergleichbar mit der Rolle der DNA für den Menschen.

Freitag, 3. Juni 2011

Immortalismus - unendliches Leben

Immortalismus hängt stark mit der Frage zusammen, was eigentlich die notwendigen und hinreichenden Bedingungen sind, um vom "Überleben" sprechen zu können. Beschäftigt man sich mit dieser Frage genauer, erkennt man schnell, dass man intuitive Vorstellungen verwerfen muss.
So stellt man fest, dass es nichts gibt, woran man "Selbigkeit" festmachen kann.
Überleben reduziert sich somit auf die Frage nach "hinreichender Gleichheit":
Ist das Individuum i1 zur Zeit t1 hinreichend vergleichbar mit dem Individuum i2 zum Zeitpunkt t2>t1, dann hat i1 in der Zeit von t1 bis t2 überlebt.

Was auch immer man für Bedingungen nennt, an denen man eine "hinreichende Vergleichbarkeit" festmachen will:
Solange man im Rahmen der Naturwissenschaften bleibt, werden es Messgrößen sein und somit Information.

Informationserhaltung ist die fundamentale notwendige Bedingung fürs Überleben.
Darauf aufbauend geht es dann darum, dass auch die Funktion über die Zeit hinreichend vergleichbar bleibt.
Ein Mensch in einer Vollnarkose oder im Koma würde ich nicht als einen Überlebenden ansehen, wenn Funktionalität eine Rolle bei der Definition des Begriffs "Überleben" spielen soll.
Er kann jedoch reanimiert werden. Erst dann sollte man von echtem Überleben sprechen.

Daraus folgt:
Obwohl ein Mensch vielleicht die Zeit von t1 bis t2 nicht überlebt hat, kann er zu einer Zeit t3>t2 wieder lebendig sein = hinreichend genau seine bisherige Funktionalität wieder erreichen.

Damit dies möglich wird, könnte sich einfach Materie zufällig wieder so anordnen, dass ein vergleichbarer Mensch entsteht.
Dies ist jedoch extrem unwahrscheinlich. Als zweite Alternative muss mindestens hinreichende Information erhalten bleiben, um dann mit technischen Methoden die Funktion zum Zeitpunkt t3 wieder herzustellen.

Wenn es keine unendliche Informationserhaltung gibt, dann kann es praktisch keinen Immortalismus geben, außer, dass per Zufall ein vergleichbares Wesen in der Zukunft entsteht.

Nach allem was wir derzeit über die Physik wissen, ist eine unendliche Informationserhaltung nicht machbar. Wenn eine Information in einem Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit p verloren geht, so sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit exponentiell schnell mit der Anzahl der Jahre. Daraus folgt: Selbst wenn wir nicht altern würden, würden unsere Überlebenschancen exponentiell gegen null gehen bei Zeit t gegen unendlich.
Um diesem Problem zu entgehen muss man ständig p verkleinern mit der Zeit.
Das geht aber nur, wenn man ständig mehr Sicherheitskopien macht oder wenn man die Sicherheit der vorhanden Information ständig erhöht. Beides geht nur, wenn man immer mehr physikalische Ressourcen verwendet.
Wie ich schon einmal geschrieben habe, würde am Ende die gesamte Milchstraße nicht mehr ausreichen, um die Information dauerhaft zu halten, dass man zwei Nasenlöcher hat.

Dauerhaftes Überleben geht nur mit ständigem Wachstum der Lebenserhaltungssysteme. In dem Augenblick, wo man sich in einem geschlossenem System befindet, würde unweigerlich der zweite Hauptsatz der Thermodynamik zuschlagen und die steigende Entropie würde jede Information killen.

Die informationsreiche Struktur der DNA konnte nur deshalb Milliarden Jahre überleben, weil sie sich auf den ganzen Planeten verbreitet hat. Gelingt dem Leben nicht die die logische Fortsetzung der Verbreitung von der Erde ins All, dann bedeutet das unweigerlich das Ende allen irdischen Lebens.

Da aber auch im Weltall die nutzbare Energie und Materie begrenzt ist, gibt es langfristig so oder so keine Rettung. Immortalismus ist nicht machbar, selbst bei den schwächsten Annahmen, was man unter Überleben verstehen will.

Somit geht es eigentlich nur darum, aus den noch verbleibenden Möglichkeiten das beste zu machen.
Physikalisch gesehen sind wir jedoch derzeit noch weit unter den Möglichkeiten. Es spricht z.B. nichts gegen planetengroße Denkmaschinen. Es spricht auch nichts dagegen, dass man alle 20 Jahre einen neuen Körper im Labor aufwachsen lässt, in dem dann das eigene Hirn transplantiert wird. Es spricht nichts dagegen, dass man die Denkprozesse des eigenen Gehirns in einem Rechner nachbildet und auf diese Weise überlebt. Millionenjahre dauerndes Überleben eines menschlichen Wesens kann somit bei hinreichender Technologie möglich sein.

Ein Irrweg ist jedoch der Gedanke, dass man den Körper durch ständige Reparatur am Leben erhält.
Das würde selbst mit einer Sandburg nicht machbar sein.
Ich will es erst mal damit erklären:
Eine Sandburg hält nur, weil Wasser zwischen den Sandkörnern vorhanden ist.
Dieses Wasser verdunstet jedoch und sickert langsam aber sicher nach unten.
Man muss also ständig verlorenes Wasser in der Sandburg ersetzen - also Stoffwechsel.
Alternativ kann man die Sandburg konservieren (einfrieren oder wasser durch Klebstoff ersetzen) Das würde einige Strukturen zerstören, würde aber die Haltbarkeit wesentlich verlängern. Gehen wir aber von einer Sandburg unter normalen "Lebensbedingungen" aus.

Allein dadurch, dass Wasser in der Burg ständig ausgetaucht wird und somit in Bewegung ist, werden mit der Zeit die Sandkörner abgeschliffen. Man muss also auch die Sandkörner ersetzen. Und da überall Wasser in Bewegung sein muss, wird es kein einziges Sandkorn geben, dass auf Dauer erhalten bleibt.
Nun geschieht der Schaden nicht nur an der Oberfäche, wobei dort wegen Witterung tatsächlich schneller Schaden entsteht. Aber auf Dauer entsteht innerlicher Schaden in der Sandburg. Ganze Wände würden wegbrechen, wenn nicht von innen heraus Reparaturen durchgeführt werden. Somit müsste man mit kleinen Nanomaschinen zwischen den Sandkörnern die Reparaturen durchführen. Diese Nanomaschinen dürfen aber nicht zu zahlreich sein, weil sie sonst das Wasser oder die Sandkörner verdrängen.
Wenn nicht präzise die Form der Sandkörner wiederhergestellt wird, dann wird im Laufe der Zeit die Sandburg auch makroskopisch sich immer mehr verändern. Ohne externe Informationssicherung, wie die Sandburg eigentlich beschaffen ist und aussieht, würde sie nicht auf Dauer zu reparieren sein. Die möglichen Reparaturaktivitäten sind begrenzt wie ich schon sagte. Die Burg kann nur eine gewisse Menge an Nanomaschinen verkraften. Diese Nanomaschinen selbst altern natürlich auch und müssen ständig ausgetauscht werden. Wenn dieser ganze Prozess nicht 100% perfekt abläuft, dann wird die Burg weiter altern. Nanomaschinen haben eine endliche Größe. Sie können nicht immer weiter verbessert werden. Der Fortschritt zur Rettung der Sandburg geht gegen ein Limit, das nicht mehr zu übertreffen ist. Es wird damit keine 100% Reparatur möglich sein.
Somit wird man selbst bei größter Anstrengung es nicht vermeiden können, die Burg einfach noch mal neu aufzubauen, nach den alten Plänen. Dies wird man sogar wesentlich früher machen, als das theoretische Limit erreicht ist, weil der Aufwand, nur durch Reparaturen das System zu erhalten viel zu groß im Vergleich zum Neuaufbau ist.

Die Idee einer ständig besseren Reparatur = ständig optimiertes Anti Aging ist eindeutig widerlegbar.

All das, was ich über die Sandburg erzählt habe, kann man auch auf den menschlichen Organismus anwenden.
Allein aus der Tatsache des Stoffwechsels und somit wegen sich reibender Materie, wird der Organismus auf Dauer zerstört. Eine Reparatur von innen heraus wird zwangsläufig ihre Grenzen haben.
Erstens weil Reparaturbetrieb eine Störung der Körperfunktion ist und zweitens, weil die Anzahl der möglichen körperinternen Nanomaschinen endlich ist.
Austausch von makroskopischen Komponenten ist zwar denkbar, aber keine ultimative Lösung, da das Gehirn nicht ausgetauscht werden kann ohne Minduploading.

Man wird somit auf Dauer auch beim Anti Aging = biochemische Reparatur nicht am Minduploading vorbei kommen. Ohne externe Informationssicherung geht es nicht. Und ökonomisch wird es ohne gelegentliche Neuaufbauten des Gehirns ebenfalls nicht gehen.

Montag, 16. Mai 2011

Der Zeitpfeil (2)

Im letzten Blogbeitrag bin ich auf das Problem eingegangen, dass man den physikalischen Gesetzen keine bevorzugte Zeitrichtung entnehmen kann. Daraus folgt (auch makroskopisch), dass der aktuelle Zustand sowohl das Ergebnis der Vergangenheit als auch der Zukunft sein kann.

Zunächst will ich noch mal näher erklären, wie man sich ein Universum, das sich rückwärts in der Zeit entwickelt, vorzustellen hat. Dazu kann man sich einfach die letzten Stunden als Videofilm denken, den man rückwärts abspielt. Mikroskopisch wird dabei nichts ungewöhnlich sein. Makroskopisch jedoch schon. So würde eine Tasse, die in der Zeit zu Boden gefallen ist und dabei zerbrach sich wieder zusammensetzen.

Das veranlasst zunächst sofort zur Aussage, dass dies ja extrem unwahrscheinlich ist, weil die Splitter genau getimet am richtigen Ort sich wieder zusammenfinden müssen. Nur eine kleine Veränderung und die Tasse könnte beim rückwärts abgespielten Video unmöglich wieder ganz werden. Alles musste genau stimmen, damit das passiert.

Aber nun analysieren wir mal, wie empfindlich der Ist-Zustand von vergangenen Ereignissen abhängt.
Am Beginn des Universums waren sämtliche Teilchen dicht gepackt zusammen. Wenn hier kleinste Dinge anders positioniert gewesen wären, dann hätte das durchaus dazu führen können, dass die Milchstraße samt Erde nicht entstanden wäre. Wenn das zu abstrakt ist: Nehmen wir mal an, Dein Vater und Deine Mutter hätte sich nicht kennen gelernt. Dann würdest Du nicht existieren. Vermutlich würdest Du nicht mal dann existieren, wenn die beiden auch nur ein paar Sekunden später ein Kind gezeugt hätten.

Wenn man sich jedes Teilchen der Welt genau ansieht, dann ist der Ist-Zustand genauso kritisch von der Vergangenheit abhängig wie er von der Zukunft abhängig wäre, wenn die Zeit rückwärts liefe.

Auf mikroskopischer Beschreibungsebene bleibt jede Zeitrichtung gleich wahrscheinlich, auch wenn ich alle Teilchen des Universums berücksichtige.

Wenn ich jedoch das Universum makroskopisch beschreibe, dann fällt eine Unsymmetrie auf.
Denken wir uns einfach mal einen Videofilm, der Menschen zeigt, die an einem Straßenrand stehen und dann bei  die Straße überqueren, wenn diese frei von Fahrzeugen ist.

Rückwärts abgespielt, gehen die Menschen rückwärts auf die freie Straße zu, überqueren diese, bleiben dann stehen und beobachten rückwärts fahrende Autos.

Nun stellen wir uns eine leichte Änderung der Anfangsbedingung vor. Wir lassen das letzte Auto ein paar Sekunden später ankommen. Wenn der Vorgang vorwärts abläuft, werden die Leute natürlich die Situation wahrnehmen und erst dann  über die Strasse gehen, wenn das letzte Auto vorbeigefahren ist.

Im rückwärts abgespielten Fall würden die Leute aber gar nicht auf die Strasse sehen, bevor sie sie überqueren. Sie würden nicht reagieren können. Ihre einzige Chance zu überleben bestünde darin, dass sie von Anfang an mit dem letzten Auto synchronisiert sind.
Der makroskopische Zustand um den es hier geht ist das Überleben der Passanten.  Wenn alles vorwärts läuft, würden leichte Änderungen keine Gefahr darstellen. Läuft alles rückwärts, wäre nur dann keine Gefahr, wenn die Historie in dem Ausgangszustand in der Zukunft eincodiert ist.

Man kann natürlich nicht ausschließen, dass das Universum mit einem äußerst freundlichen Anfangszustand in der Zukunft für solche makroskopischen Phänomene ausgestattet war.
Jedoch ist eben bei vorwärts gerichteter Zeit makroskopisch vieles sehr robuster gegen Änderungen des Anfangszustandes in der Vergangenheit.

Wenn ich mich nun frage, wie das alles so gekommen ist, wie es gerade jetzt ist, dann muss ich einer vorwärts gerichteten Zeit vom Urknall ausgehend den Vorzug geben.
Ich kann jedoch eine rückwärts gerichtete Entwicklung des Universums nicht völlig ausschließen.

Fazit: Die makroskopischen Phänomene dieses Universums hängen entscheidend von Anfangszustand und Zeitrichtung ab. Aus diesem Grund kann man mit Kenntnis der makroskopischen Phänomene auf die wahrscheinlichere Zeitrichtung schließen. In diesem Fall scheint unsere Intuition recht zu haben.

Zum Schluss möchte ich noch auf ein weiteres spannendes Thema eingehen, das sich aus der Unterscheidung makroskopischer Phänomene und mikroskopischer Phänomene ergibt.
Das Universum strebt eine immer höhere Entropie an. Das bedeutet, dass jegliche Energiegefälle sich ausgleichen. Es ist wie eine aufgezogene Uhr, die abläuft und dabei die Spannkraft der alles antreibenden Feder verliert. Wenn es keine Energiegradienten mehr im Universum gibt, kann kein geordneter Prozess mehr ablaufen. Makroskopisch steht dann die Zeit still, während sie mikroskopisch noch vorhanden ist.

Das bedeutet, dass für die Zeit, die für uns makroskopische Wesen vergeht, die Ausgleichsgeschwindigkeiten der Energiegradienten in unserem Körper verantwortlich sind. Ein Körper, der bis zum absoluten Nullpunkt runtergekühlt ist, baut keine Energiegradienten mehr ab und daher vergeht für diesem Körper auch keine Zeit mehr.
Der Körper erhält sich seine Energiegradienten dadurch, dass er neue Energie durch Nahrung zuführt. Je mehr Energie zugeführt wird, umso größer können die inneren Energiegradienten sein. Vergleichbar damit, dass mehr Wasser in einem Fluss eine Mühle auch schneller antreiben kann. Oder auch mehr oder schnellere Luft, die auf ein Windrad strömt, dieses auch schneller antreibt.
Daraus kann mehr Leistung entstehen. Es bedeutet aber auch, dass die Prozesse pro Zeit intensiver oder zahlreicher werden. Das ist vergleichbar mit schnellerer Zeit.  Ein Windrad, das sich schneller dreht, kann mit einem Windrad verglichen werden, das sich langsam dreht, bei dem aber Zeitraffer angewendet wird.

Richard Feynmans Vortrag über Vergangenheit und Zukunft ist ein Klassiker zu diesem Thema.

Samstag, 14. Mai 2011

Der Zeitpfeil

Warum hat der Mensch eigentlich den Eindruck, dass Zeit in eine Richtung verläuft?  Könnte die Gegenwart nicht auch das Ergebnis der Zukunft sein statt der Vergangenheit? Tatsächlich ist dies eine Frage, über die schon viele Physiker nachgedacht haben. Und sie macht insbesondere daher Sinn, weil aus den physikalischen Gesetzen keine Zeitrichtung zum Ausdruck kommt.

Wenn man eine Videoaufnahme vom Zusammenstoß zweier Elementarteilchen macht, könnte der Vorgang genauso auch rückwärts ablaufen. Man kann nicht sagen in welche Richtung das Video ablaufen muss. Vorwärts und Rückwärts sind völlig gleichberechtigt. 

Ich kann zu einem Zeitpunkt t im Video den Ort O eines Teilchens P völlig gleichberechtigt mit folgenden Alternativen beschreiben:

Teilchen P ist zum Zeitpunkt t am Ort O,weil es sich ausgehend vom Zeitpunkt t-1s vorwärts in der Zeit in Richtung O bewegt hat.
Ebenso könnte ich sagen:
P ist zum Zeitpunkt t am Ort O, weil es sich ausgehend vom Zeitpunkt t+1s rückwärts in der Zeit in Richtung O bewegt hat.

Komme ich also vielleicht gar nicht aus der Vergangenheit sondern aus der Zukunft?
Dann wäre ich ein Wesen, das im Jahr 2012 mehr Erinnerungen HATTE und bei der Bewegung von diesem Zeitpunkt in die Gegenwart seine Erinnerungen verloren hat. Logischerweise würde ich mich wegen des Erinnerungsverlustes jetzt nicht mehr an die Zukunft erinnern können, in der ich schon gewesen bin.

Würde ein solches Wesen, das sich rückwärts durch die Zeit bewegt, irgendjemanden auffallen?
Nimm einfach mal Deinen Nachbarn und frage dich, wie Du beweisen willst, das er nicht aus der Zukunft kommt? Erste naheliegende Antwort: "Ich hab ihn ja schon vor ein paar Tagen gesehen. Also kommt er aus der Vergangenheit und nicht aus der Zukunft."
Das ist auch eine gute Antwort.
Aber jetzt gehen wir mal von einer Person aus, die sich Rückwärts durch die Zeit bewegt und den Weg schon  hinter sich hat. Sie WAR also 2012 schon irgendwo in deiner Nachbarschaft, ist WAR jetzt dein Nachbar und WAR vor ein paar Tagen auch Dein Nachbar.

Als Du vor ein paar Tagen Deinem Nachbarn begegnest bist, hast Du ihn gesehen, wie er damals auf seiner Reise von der Zukunft in die Vergangenheit war. Wenn Du ihn heute siehst, siehst Du wieder eine Momentaufnahme seiner Reise und wenn Du ihn 2012 siehst ist das wieder eine Momentaufnahme seiner Reise.

In diesem Fall könnte man wohl nicht beweisen, dass diese Alternative nicht sein kann. Es ist eine plausible Alternative.
Im Prinzip könnte auch das ganze Universum schon seine Reise von der Zukunft in die Vergangenheit gemacht haben und ich bewege mich gegen den Strom. Kann man weder beweisen noch falsifizieren.
Auch könnte ich mich mit samt des Universums rückwärts durch die Zeit bewegen. Wieder weder zu beweisen noch zu falsifizieren.. Denn wie gesagt: physikalisch ist vorwärts und rückwärts gleichwertig.

Jedoch können wir bei Analyse der Materie einen unterschied zwischen Zukunft und Vergangenheit feststellen. In der Vergangenheit war die Materie insgesamt geordneter. Maximale Ordnung hatte sie beim Urknall. Hintergrund ist der 2. Hauptsatz der Thermodynamik der besagt, dass die Entropie(Unordnung) im Universum zwingend zunimmt mit fortschreitender Zeit.

Verginge die Zeit rückwärts, dann würde die Entropie abnehmen. 
Leider kann man damit nicht beweisen, in welche Richtung die Zeit nun wirklich vergeht.
Denn ein Universum, das sich in Richtung Vergangenheit bewegt kann bei geeignetem Anfangszustand in der Zukunft Wesen haben die ihre Erinnerungen verlieren. Diese Wesen hätten ja zu jedem Zeitpunkt fälschlicherweise den Eindruck, dass sie ganz normal  aus der Vergangenheit in die Zukunft sich bewegen. Obwohl diese Wesen alle aus der Zukunft kommen, würden sie sich zu jedem Zeitpunkt an die Vergangenheit erinnern. Auch ihnen erschiene alles so, als würden sie sich von Vegangenheit in die Zukunft bewegen.

All das bedeutet: Das dem Bewusstsein erscheinende Erlebnis einer gerichteten Zeit ist genau das: Eine subjektive Bewusstseinserscheinung. Es gibt keine objektive Möglichkeit, eine einseitige Gerichtetheit der Zeit nachzuweisen. Man weiß nur, das man im Hier und Jetzt ist. Es gibt keine Methode zu bestimmen, ob man aus der Zukunft oder aus der Vergangenheit kommt.

Im Prinzip ist das eine Erweiterung von Descartes berühmten Satz: "Ich denke, also bin ich"
In der erweiterten Fassung würde er lauten: "Ich denke also bin ich, aber ich kann nicht wissen, ob ich schon existiert habe und falls ja, wie und von wo ich hier eigentlich hergekommen bin."

Eine weitere Alternative, die mit diesen Überlegungen im Zusammenhang steht: Vielleicht ist unser Universum ein statisches Blockuniversum ohne jede Zeit. Zu vergleichen mit einem Film, der auf einer Filmrolle einfach statisch jeden Zeitpunkt des Films enthält. Der Prozess des zeitlichen Ablaufs im Film ist dann nur eine Illusion, die entsteht, weil man sich die Bilder in einer geordneten Reihenfolge ansieht. Gerade wegen der zeitlichen Symmetrie der physikalischen Gesetze liegt es sogar nahe, dass die vermeintliche Gerichtetheit einer Zeit eine Illusion ist.

Intuitiv scheint es extrem befremdend zu sein, dass man oder vielleicht das ganze Universum aus der Zukunft statt aus der Vergangenheit kommt. Ein Universum, das sich in die Vergangenheit bewegt, hätte in der Gegenwart schon seine Vergangenheit gespeichert. Jemand müsste sich in der Gegenwart an etwas erinnern, das er auf seine Reise in die Vergangenheit noch erleben wird. Das klingt nur deshalb so "schräg", weil wir so nicht zu denken gewohnt sind. Wir orientieren uns bei unserer Zeitwahrnehmung stets an unserer eigenen subjektiven Interpration der Dinge.

Selbst Physiker nehmen oft stillschweigend an, dass Gerichtetheit der Zeit eine offensichtliche physikalische Eigenschaft unseres Universums ist. Das ist sie jedoch nicht. Wie ich dargestellt habe, muss es als eine nicht verifizierbare Interpretation bewertet werden, die das Bewusstsein über .die Welt vornimmt. Es gibt kein Experiment in der Physik, das verifizieren kann, ob die Gegenwart das Ergebnis der Zukunft oder der Vergangenheit ist. Physikalisch wäre beides möglich. Das ist eben auch der Grund, warum sich viele Physiker über die vermeintliche Gerichtetheit der Zeit so wundern. An diese Wissenschaftler meine Message: Macht Euch klar, dass Gerichtetheit der Zeit weder aus Euren Gesetzen folgt noch durch irgendein Experiment verifizierbar ist. Gerichtetheit der Zeit ist eine Interpretation der Zeitwahrnehmung, für die es kein entsprechendes objektiv vorhandenes naturwissenschaftlich verifizierbares Phänomen gibt.




Mittwoch, 23. März 2011

Was bringen schon 3 bis 4 Jahrzehnte?

Zukunftspessimisten geben zwar zu, dass in einigen Jahrzehnten ein gewisser Fortschritt zu erwarten ist. Aber in ihrem Inneren erwarten sie kaum Veränderungen, weil von einem Monat auf den nächsten Monat nur unmerklich etwas passiert.

Der Mensch hat keinen Wahrnehmungshorizont über Jahrzehnte. Intuitiv kann er Veränderungen in diesen Zeiträumen nicht wahrnehmen. Da kann eigentlich nur ein direkter Vorher-Nachher Vergleich helfen.

Sehr schön geht das bei Videospielen:

Früher vor 3 bis 4 Jahrzehnten:



Heute

Donnerstag, 17. März 2011

Die Pille für unbegrenztes Leben ist biophysikalisch nicht möglich

Der menschliche Körper ist eine Maschine, die von Natur aus auf Anti-Aging bereits optimiert ist.

Idealerweise kann eine Art dann am besten überleben, wenn ihre Individuen sich möglichst schnell und zahlreich vermehren.

Der Mensch braucht bis zur erstmöglichen Fortpflanzung aber mehr als ein Jahrzehnt. Es bedarf eines großen Anti Aging Aufwandes, eine so komplexe Maschine ein ganzes Jahrzehnt überhaupt lebensfähig zu halten.

Der Luxus einer so langen Generationsdauer wie beim Menschen ist nur dann möglich, wenn Anti Aging bereits ein hohes qualitatives Niveau erreicht hat.

Die Frage ist: Geht es prinzipiell auch noch wesentlich besser? Und man kann über die Frage Erkenntnisse gewinnen, auch ohne dass man zu einem Hellseher geht, der einem erzählt, was in der Zukunft alles noch erfunden wird und was nicht.

Denn: Alterung ist struktureller Schaden und Informationsverlust.
Informationsverlust ist praktisch kaum heilbar. Wenn Information erst einmal weg ist, kann man sie sich nicht aus anderen Dingen wieder herleiten. Denn das würde definitionsgemäß bedeuten, dass die Information noch vorhanden wäre. Das einzige, was man bei echtem Informationsverlust machen kann, ist zu raten und zu beobachten, was danach passiert.

Das ist vergleichbar damit, dass man sein Passwort vergessen hat. Vielleicht hat man beim Raten Glück. Wahrscheinlich ist aber eine Katastrophe nach ein paar Fehlversuchen(Sperrung beim Passwort, Tod beim lebenden Wesen).


Um Informationsverlust zu vermeiden, gibt es nur zwei Prinzipien , egal was in Zukunft auch noch alles erfunden wird:
Die vorhandene Information sollte möglichst sicher vor Prozessen sein, die diese Information zerstören könnten.
Die vorhandene Information sollte möglichst vervielfältigt werden, damit bei Zerstörungen auf Sicherheitskopien zugegriffen werden kann.

Die Natur wendet diese beiden Prinzipien bereits an.
Die DNA ist möglichst sicher im Zellkern gelagert. Zellen teilen sich und erhalten dabei die Information, die für das Fortbestehen von Organen erforderlich ist.

Informationsverlust zu vermeiden ist prinzipiell nur Verlangsamung der Alterung aber keine Verjüngung. Von Verjüngung kann man nur sprechen, wenn man verlorene Information wieder herstellen könnte, was jedoch informationstheoretisch unmöglich ist. Man kann wie gesagt dann nur raten und hoffen, dass die vergangene Funktionalität wieder entsteht.

Letzteres wäre im Körper jedoch kaum umsetzbar, weil bei falschem Raten nur noch größere Schäden drohen - bis hin zum Tod.

Wenn es gelänge, das Organ, dem Information abhanden gekommen ist, im Rechner zu simulieren, dann könnte man dort diverse Alternativen durchspielen und zu einer Lösung kommen. Wie lange das dauert, hängt von der verlorenen Information ab und von der Komplexität der Simulation und von der Rechenkapazität.

Organersatz wäre definitiv keine Lösung bei Informationsverlust, denn wenn ich weiß, wie das Organ funktioniert, dann habe ich offensichtlich noch die nötige Information und kann nicht von Informationsverlust sprechen.

Die Komplexität, biochemischen Informationsverlust wieder auszugleichen übersteigt schnell alle heute vorstellbaren Grenzen. Wenn die gewünschte Funktionalität dann zusätzlich unbekannt ist, kann verloren gegangene Information prinzipiell nicht mehr rekonstruiert werden. Das wäre der Fall, wenn man einem Menschen aus dem Koma wieder lebensfähig macht, aber kein Verwandter sagen kann, ob die Person jetzt wieder so ist wie früher.
Aus letzterem Grund sollte ein Kryoniker zu Lebzeiten auch möglichst sein eigenes Verhalten aufzeichnen - als Referenz für eine Sollfunktionalität nach der Animation.

Fazit: Informationsverlust ist prinzipiell nur rückgängig zu machen, wenn die Funktionalität noch bekannt ist. Informationsverlust kann man prinzipiell nur mit Trial and Error rückgängig machen. Dies birgt jedoch immer Risiken, was eine verstärkte Anwendung im lebenden Körper praktisch ausschließt.

Die zweite Form der Alterung ist struktureller Schaden ohne Informationsverlust. Teile des Körpers befinden sich in einer fehlerhaften Anordnung und Konzentration aber der Sollzustand ist noch bekannt.
Typisches Anti Aging Beispiel hierzu ist Wundheilung im Körper.

Man könnte sich zunächst vorstellen, dass immer ausgefeiltere Mechanismen im Körper immer besser die entstehenden Schäden reparieren und dass dadurch das Altern nicht nur verlangsamt wird sondern sogar umgekehrt wird. Aber das bedeutet: Es muss besser gemacht werden, als es der Körper jetzt schon macht.

Es ist aus der Physik bekannt, dass jedes geschlossene Sytem tendenziell eine steigende Entropie (Unordnung) besitzt. Nur durch Energiezufuhr von aussen kann daran etwas geändert werden.

Das ist der entscheidende Grund, warum wir überhaupt ständig Energie verbrauchen müssen - selbst im Schlaf. Die meiste Kalorienmenge, die wir verbrauchen, brauchen wir fürs körpereigene Anti Aging!
Niere, Leber, Immunsysten sind sogar komplette Systeme deren entscheidender Zweck Anti Aging ist.

Jede Zelle hat pro Tag 10000 DNA Schäden. Es kostet Energie, die zu reparieren. Wenn es der Körper sich leisten könnte, Zellen einfach abzuschalten, wenn sie nicht gebraucht werden und bei Bedarf wieder mit "Strom" zu versorgen, dann hätte er dies liebend gern auch getan. Denn Nahrung = Energie ist immer ein kostbares Gut gewesen. Der Körper ist gezwungen, ständig Energie zu verbrauchen, weil nur dadurch Selbsterhaltung überhaupt möglich ist.

Wieder wegen des fundamentalen physikalischen Prinzips, dass die Entropie zunehmen muss folgt, dass das System aus Nahrung und Körper zu mehr physikalischer Unordnung kommen muss. Das ist der Grund, warum der Körper bei seiner Reparatur zwangsläufig Wärme produziert. Wärmestrahlung ist unstrukturierte Energie, die entstehen muss, weil die Entropie ansteigen muss.

Der Körper ist aber bei seiner Wärmeproduktion schon am oberen Limit. Nur wenige Grad wärmer und seine Proteine würden durch die Hitze zerstört.
Wenn der Körper besonders aktiv Reparatur betreibt, z.B. bei der Bekämpfung von Viren, dann steigt auch seine Temperatur an.

Offensichtlich sind den Möglichkeiten zur Selbstreparatur hier fundamentale Grenzen gesetzt. Es ist zu erwarten, dass der erforderliche Reparaturaufwand exponentiell steigt mit der erwünschten gewonnenen Lebenserwartung.
Das würde aber auch bedeuten, dass die Körpertemperatur entsprechend steigt, wenn nicht neue wesentlich verbesserte Kühlsysteme im Körper zum Einsatz kommen.

Es ist kein Zufall, warum unsere Lebenserwartung gerade so ist wie sie ist. Es ist auch kein Zufall, warum wir nicht alle 1km groß sind. Die physikalischen Gesetze limitieren die möglichen Parameter, in denen das Leben seinen Spielraum hat.

Anti Aging kostet Energie. Soviel steht fest. Die Kapazitäten des Körpers zur Energieumsetzung sind prinzipiell aufgrund seiner Architektur und Bausubstanz begrenzt. Eine Pille für unbegrenztes Leben ist nicht möglich.

Die Zukunft des Anti Aging kann nur außerhalb des Körpers liegen (Organproduktion außerhalb des Körpers) oder in einer völligen Transformation in eine grundlegend andere Körperstruktur (z.B. Minduploading).

Dienstag, 15. März 2011

Wie bedeutsam wird unsere Zeit in ferner Zukunft sein?

Ich habe im letzten Beitrag bereits angesprochen, dass unsere Zeit wohl sehr bedeutsam ist. Ich rede hier von einem Zeitintervall von +-1000 Jahren. Das mag zwar aus Menschensicht wie eine Ewigkeit klingen. Aus kosmischer Sicht oder aus Sicht der biologischen Evolution ist es jedoch nur ein Wimpernschlag.

Zunächst noch mal zur Verdeutlichung, wie "kurz" 1000 Jahre in biologischen Dimensionen in Wahrheit nur sind.

Die Entstehung des Lebens soll vor ca. 3,5 Milliarden Jahren stattgefunden haben. 1000 Jahre sind nur 1/3500000 von diesem Zeitraum. Stellen wir uns die 3,5 Milliarden Jahre als eine 3,5 Kilometer lange Zeitachse vor, dann sind 1000 Jahre nichts anderes als 1 einziger Millimeter.

Dass man nun in irgendeinem Zeitintervall von +-1000 Jahren lebt, ist nichts Besonderes. Schließlich muss ja irgendeine Zeit gegenwärtig sein. Aber dieses winzig kleine Zeitintervall, in dem wir uns gerade befinden, ist von sehr großer Bedeutung. Von den 3500000 anderen Zeitintervallen der Dauer 1000 Jahre waren nur 5 bis 10 annähernd so bedeutend, wenn überhaupt.

Bedeutsamkeit ist natürlich irgendwo subjektiv. Aber es gibt wissenschaftliche Kriterien, an denen man das festmachen kann. 3,5 Milliarden Jahre sind eine lange Zeit. Da ist ne Menge passiert. Aber wenn man es in wenigen Minuten zusammenfassen soll, dann kann man nur die wirklichen "big points" nennen.
Schauen wir uns dazu dieses Video an, das mehr als 3 Milliarden Jahre in 6 min zusammenfasst:


Ganz offensichtlich sind die markanten Punkte wissenschaftlich betrachtet die Zeiträume, in denen Veränderungen von großer Tragweite passiert sind.
So z.B. die ersten Zellteilungen, die ersten Mehrzeller, die ersten Pflanzen, das erste Betreten des Landes, die ersten flugfähigen Tiere, die ersten Säugetiere.

Wenn wir diese epochalen Ereignisse mit unserer Zeit vergleichen, dann können wir da locker mithalten.
Die Überwindung der Schwerkraft und die erste Reise weg vom Heimatplaneten zu seinem Mond ist ein fundamentales Ereignis in der Geschichte des Lebens von enormer Tragweite.Das ist nicht einmal ein halbes Jahrhundert her und wie schon gesagt sind selbst 1000 Jahre so gut wie nichts.

Aber mehr noch. Der Bau des ersten programmierbaren Computers ist wesentlich bedeutsamer, als viele denken. Der Computer ist eine Maschine, die bei hinreichend Rechenzeit und Speicher, jeden algorithmischen Prozess durchführen kann. Unser ganzes Universum ist z.b. ein algorithmischer Prozess. Man kann daher den Computer als bedeutsamer ansehen als die Entstehung des Lebens. Es steht auch zu erwarten, dass zukünftige Zivilisationen immer mehr auf universeller Computertechnologie basieren werden. Der erste Computer ist die Keimzelle für die posthumane Intelligenz. Nicht mal  100 Jahre sind wir von diesem großen Ereignis entfernt.
Und weiter gehts: Der Zeitpunkt, als das Leben seinen eigenen Bauplan erkennt, zu entschlüsseln beginnt und bewusst modifiziert ist ohne jeden Zweifel ein fundamentaler Meilenstein in der biologischen Evolution.
Auch dieser ist nicht mal 100 Jahre alt.

Wegen dieser 3 extrem bedeutsamen Ereignisse: Mondflug, Computer, Genomentschlüsselung ist unser Jahrtausend bereits so bedeutsam wie jeweils jeder der Punkte, die in dem Video genannt wurden.
Mit anderen Worten: Wenn es in Milliarden Jahren noch eine Zivilisation gibt, die die Geschichte des Lebens und der Intelligenz zusammenfasst, dann wird unser mickriges Jahrtausend dabei sein und viele Millionen Jahrtausende sind es nachweislich nicht (wie im Video gezeigt). Ja man kann es sogar auf nur 100 Jahre runter brechen. Unglaublich wie dicht wir uns an einem so selten bedeutsamen Zeitraum befinden.

Mit etwas Zukunftprognose wird alles nur noch unheimlicher: Es steht in den nächsten 1000 Jahren vermutlich auch noch das Ende des Alterns an, die digitale Speicherung sämtlicher physiologischer Information eines Menschen, die Übertragung des Bewusstseins in den Rechner. Aber: Das brauchen wir nicht einmal, um bereits sicher behaupten zu können, dass wir jetzt ganz dicht an real geschehenen Ereignissen leben, von denen man sich noch in Milliarden Jahren erzählen wird, wenn da noch wer existiert. Die Ereignisse habe ich genannt: Erster Computer, erste Reise zu einem Ziel außerhalb des Heimatplaneten, und die Erkenntnis, Entschlüsselung und erste Manipulation des eigenen biologischen Bauplans.

Sucht man sich in der Geschichte des Lebens die bisher 10 markantesten historischen Ereignisse heraus, dann sind wir daher mindestens an einem von denen bis auf 100 Jahre dran, wie ich dargelegt habe. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies zufällig der Fall ist, entspricht ca. (10*100)/3500000000 = 1/3500000 Das ist in etwa so wahrscheinlich wie bei 4 maligen Lottospiel einmal 6 Richtige zu bekommen. Noch mal der Vergleich mit der Zeitachse von 3,5 km Länge: Ich suche auf den 3,5 km nur die 10 markantesten Punkte der Größe 0,1 Millimeter (100 Jahre) und stelle fest, dass ich mich auf einem dieser bedeutsamen Punkte befinde!!

Ich weiß, dass einem Irrationalisten das nicht als etwas Besonderes erscheint. Schließlich gewinnt ja so gut wie jede Woche jemand im Lotto. Und im Laufe des eigenen  Lebens passiert immer mal wieder etwas ganz Unwahrscheinliches. Aber da haben wir auch viele viele Stichproben. Bei vielen Versuchen und Ereignissen ist es kein Wunder, dass für einige wenige dieser Stichproben mal etwas außergewöhnliches passiert.
In diesem Zusammenhang ist unser Leben jedoch nur eine einzige(!) Stichprobe in einem Milliarden Jahre dauernden Zeitraum. Wir sind jetzt hier und ausgerechnet jetzt passiert historisch etwas von Milliarden Jahre schwerer Bedeutung . Keine Auswahl. Keine vielen Versuche. Wir haben nur ein Leben und das ist quasi historisch gesehen eine Punktlandung auf einem großen Lottogewinn.

Siehe auch:

Ich hoffe, dass ich deutlich machen konnte, dass Zufall als Erklärungsversuch, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen ist.
Es gibt jedoch tatsächlich eine rationale Erklärung, die nicht den Zufall bemühen muss. Mittlerweile habe ich beschlossen, meine Erklärung als wissenschaftliche Veröffentlichung bei einer Zeitschrift einzureichen. Daher kann ich den Leser dieses Blogs vorerst nur dazu ermutigen, selbst dieses spannende Rätsel zu knacken.

Samstag, 12. März 2011

Zukünftige Ereignisse lassen sich in der Gegenwart messen

Der Titel dieses Beitrags klingt intuitiv falsch. Er ist jedoch wahr, wenn man Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung als rationale Konzepte akzeptiert. Die Physiker tun dies z.B. in ihren elementarsten Theorien auch. Anhand von Beispielen will ich erklären, wie man Aspekte seiner eigenen Zukunft und die Zukunft der Menschheit heute schon "messen" kann.

Unter der naturwissenschaftlich üblichen Annahme, dass vergleichbare Objekte sich in vergleichbaren Situationen  vergleichbar verhalten, kann ich das Verhalten eines Objektes studieren, allein dadurch, dass ich ein zweites vergleichbares Objekt studiere.Ich kann z.B. die Eigenschaften eines Sandhaufens studieren, indem ich mir einen zweiten vergleichbaren Sandhaufen nehme und diesen studiere.

Wenn es schwierig ist, zu entscheiden, ob bestimmte Unterschiede verschiedener Objekte zu signifikant unterschiedlichen Ergebnissen führen würden, dann nehme ich eben möglichst viele vergleichbare Objekte. Ergibt sich dabei trotz einzelner Unterschiede tendenziell ein vergleichbares Verhalten, dann habe ich nachweislich eine Erkenntnis über das nicht untersuchte Objekt gefunden - mit einer kalkulierbaren Fehlerwahrscheinlichkeit.

Tendenziell sehen Menschen mit zunehmenden Alter immer älter aus. Da man selber ein Mensch ist - also ein vergleichbares Objekt - sollte man damit rechnen, dass man mit zunehmenden Alter in Zukunft auch älter aussehen wird. Jeder junge Mensch kann heute ältere Menschen beobachten und daraus statistische Schlüsse über seine eigene Zukunft ziehen. Man kann daher seine eigene Zukunft teilweise schon heute statistisch messen.

Problematisch dabei ist, dass die Rahmenbedingungen sich natürlich im Laufe der Zeit ändern. Zweites Problem: Menschen sind individuell sehr unterschiedlich. Daher sind halbwegs sichere Aussagen oft nicht zu bekommen.

Aber nehmen wir einmal die Frage, ob man sterben wird. Nach allem was wir wissen ist praktisch jeder Mensch spätestens mit 120 gestorben. Diese Regel ist extrem signifikant. Denn es gab bisher viele Milliarden Menschen, auf die diese Regel zutrifft und so gut wie keine Ausnahme. Mit dem Zusatzwissen, dass Medizin in den letzten Jahrzehnten zu immer längerer durchschnittlicher Lebenszeit geführt hat, darf man hoffen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung weiter steigt. Aber ganz offensichtlich ist das hoch signifikante Phänomen, dass Menschen schon immer gestorben sind, für die eigene Zukunft so gut wie sicher einzuplanen.

Natürlich, die Medizin war noch nie so weit wie heute. Aber die Milliarden Jahre streng gültige Statistik ist erdrückend und daher ein extrem starkes Argument. Es wäre wesentlich unwahrscheinlicher als ein Lottogewinn, wenn man nach einer Ära von Milliarden Jahren nun eines der ersten Lebewesen sein sollte, das die eigene Alterung mittels technologischer Verfahren in den Griff bekommt. Wenn dies tatsächlich passieren sollte, müsste man unbedingt eine vernünftige Erklärung für diese Unwahrscheinlichkeit finden. Jede Erklärung der Art: "Na ich bin eben einfach zufällig in der richtigen Zeit geboren" wäre vollkommen irrational. Denn es wäre nicht nur irgendein Zufall sondern es wäre ein unvorstellbar extremer zeitlicher Zufall eines extrem bedeutsamen Ereignisses. Selbst wenn in den nächsten 1000 Jahren "erst" das Altern besiegt wird, wären wir alle in kosmischen Zeitmaßstäben in wundersamer Weise extrem dicht an diesem Ereignis. 

Kann man auch etwas über die Zukunft der Menschheit schon heute "statistisch messen"? Antwort: ja. Und das sieht leider alles andere als gut aus. Wenn wir das statistische Prinzip anwenden wollen, müssen wir erst mal vergleichbare Objekte zu dem "Objekt Menschheit" untersuchen. Da ist aber im großen Weltall uns bisher nichts aufgefallen. Man könnte sagen, wir würden uns selbst nicht erkennen, wenn wir uns in einem nur 50 Lichtjahre entfernten galaktischen Spiegel betrachten sollten. Das ist aber eine extrem schwache Erklärung dafür, dass wir keine Spuren einer Zivilisation im All bisher finden konnten. 

Man kann berechnen, dass mit sehr langsamen Raumschiffen eine Kolonialisierung der Milchstraße in 20 bis 40 Millionen Jahren machbar ist.

Zitat
Wenn in der Milchstraße auch nur eine einzige Zivilisation existiert, die zu interstellarer Kolonisation fähig ist, dann könnte die gesamte Galaxis innerhalb weniger Millionen Jahre vollständig kolonisiert sein. Die Milchstraße ist nun weitaus älter als die notwendigen 20 bis 40 Millionen Jahre; folglich sollten außerirdische Zivilisationen überall in unserer galaktischen Nachbarschaft existieren. Bisher konnte jedoch kein Hinweis auf extraterrestrische Zivilisationen gefunden werden.

Eine Weiterentwicklung einer intelligenten Zivilisation ist aber praktisch zwingend mit ständiger Expansion verbunden. Da wir schon relativ gut das Weltall beobachten können, darf man relativ wahrscheinlich ausschließen, dass wir eine vorhandene Kolonialisierung  einfach nur übersehen haben. Bleibt als Erklärung:
Entweder sind wir die erste oder gar einzige intelligente Zivilisation. Oder intelligente Zivilisationen sind dazu verdammt auszusterben, bevor sie eine rettende Expansion ins Weltall schaffen.

Es ist sehr vermessen zu vermuten, man wäre der erste oder gar der einzige in diesem riesigen All. Und daher ist die wahrscheinlichste Prognose für die Menschheit, dass sie es nicht mehr allzu lange schafft. Denn rein technologisch stünde eigentlich einer Expansion ins All in den nächsten 1000 Jahren nicht viel entgegen. 

Wie dem auch sei. Die Frage nach der Existenz der Ausserirdischen ist erstaunlich eng gekoppelt mit der Frage nach der Zukunft der Menschheit.

Wir haben hier zwei rätselhafte Fragen: Einerseits ist zu erwarten, dass spätestens in 1000 Jahren das Altern besiegt ist. Frage 1: Warum leben wir gerade so dicht an diesem extrem bedeutsamen Ereignis in der Entwicklung intelligenter Zivilisationen? Andererseits sollten wir spätestens in 1000 Jahren ins All expandieren. Warum scheint im Universum keine Zivilisation zu sein, die uns mit einer Kolonialisierung zuvor gekommen ist?
Im nächsten Artikel werde ich eine verblüffende Antwort auf diese Fragen vorschlagen. 


Sonntag, 6. März 2011

Welchen Wert hat die Zukunft fürs eigene Leben im Vergleich zur Gegenwart?

Rein mathematisch betrachtet ist die Gegenwart nur ein Punkt auf einem Zeitstrahl. Da es bereits innerhalb des nächsten Tages unzählige (oder gar unendlich viele?) Augenblicke gibt, ist der aktuelle Moment vollkommen wertlos dagegen. 

Intuitiv deutlicher wird dies bei folgendem Gedankenexperiment:
Wenn man die Wahl hat: 

  • Heute die schlimmsten Qualen, aber ab dann könne man jeden Tag wunschlos glücklich sein.
  • Heute wird jeder Wunsch erfüllt, aber ab morgen wird jeder Tag zu einer unvermeidbaren Qual
  • Heute und in Zukunft wird man ein Leben mit all seinen normalen Unsicherheiten meistern müssen.

Dann würde man wohl die erste Alternative bevorzugen, die zweite Alternative würde man als die schlechteste ansehen und die dritte Alternative wäre zweite Wahl.

Der aktuelle Moment ist einfach zahlenmäßig hoffnungslos gegenüber den noch kommenden Momenten unterlegen. Selbst eine noch so gute Gegenwart fällt nicht ins Gewicht gegenüber den unzähligen kommenden Momenten, die man durchleben wird.

Wer es jetzt immer noch nicht glaubt: Könntest Du dich heute wohlfühlen, wenn Du morgen operiert wirst und es dabei um Leben oder Tod geht?

Ich gehe sogar so weit, dass ich behaupte, der aktuelle Gemütszustand hängt in keinster Weise direkt mit der Ist-Situation zusammen sondern spiegelt nur bewusste oder unbewusste Prognosen wieder. Selbst wenn jetzt jemand mit einem Hammer auf meine Hand schlagen würde, wäre die angeborene Schmerzreaktion nur eine Prognose auf zukünftige physische Probleme. Dieses prognostische Wissen ist durch die biologische Evolution entstanden. Es dient dazu, den Körper zu Aktivitäten zu zwingen, durch die er eine drohende ungünstige Zukunft vermeidet.

Der Schmerz zwingt zu einer verstärkten Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist nur dann sinnvoll, wenn daraus ein Nutzen für die Zukunft entsteht. Ich kann am Hammerschlag nichts mehr ändern, wenn ich den Schmerz verspüre. Dennoch habe ich durch den Schmerz einen entscheidenden Vorteil gegenüber jemanden, der keine Schmerzen dabei verspüren würde.

Aufmerksamkeit bei Schmerzen soll vor (weiteren) zukünftigen Schäden bewahren. Die Gegenwart spielt dabei keine Rolle, weil sie nicht mehr veränderbar ist. Es geht nur darum, eine gute Zukunft zu haben. Die biologische Evolution hat nur deshalb zu Schmerzprozessen geführt, weil Individuen dadurch jeweils ANSCHLIESSEND eine bessere Überlebenschance haben.

Der Genuss des Momentes ist in Wahrheit die Abwesenheit der Wahrnehmung einer negativen Zukunftsprognose. Entweder blendet man dann die Gedanken an die Zukunft aus oder man erwartet aufrichtig eine positive Zukunft und genießt nur die eigene Erwartungshaltung, nicht aber den Moment selbst.

In dem Augenblick, wo man Gedanken an die Zukunft verdrängt, kann man nicht zu 100% den Moment genießen. Es ist davon auszugehen, dass man unbewusst immer an seinen eigenen Prognosen arbeitet. Der nachhaltige wahre Genuss kann nur entstehen, wenn man eine sichere positive Zukunft vor sich sieht.

Wenn die Zukunftsprognose so entscheidend für den aktuellen Gemütszustand ist, warum fallen dann nicht alle in Panik vor der Tatsache, dass sie spätestens innerhalb von Jahrzehnten mit dem Ende ihrer Existenz rechnen müssen? Ich behaupte: Dies ist eine angeborene Eigenschaft, die hochgradig sinnvoll ist für ein biologisch erfolgreiches Leben. Wenn man ständig in Sorge vor dem eigenen Tod wäre, dann würde man in seinen Leistungen geschwächt sein. Ein sorgloser Mensch hätte hier immer einen klaren Vorteil, wenn der sorgenvolle Mensch aus der Bewusstmachung der Wahrheit keinen Nutzen gewinnen kann.
  • Angst vorm eigenen Tod lohnt sich nur in den Situationen, wo man ihn vermeiden kann.
  • Ebenso ist das Nachdenken über eine ferne Zukunft oft wenig lohnenswert, weil zu viele Unbekannte eine klare Prognose verhindern.
Wegen dieser beiden Punkte konzentrieren sich die Gedanken des Menschen meist auf sehr kurzfristige Probleme. Zeiträume von Jahrzehnten werden weit weniger ernsthaft bedacht als Zeiträume von Tagen. Das war in der Vergangenheit auch eine sehr gute bewährte Strategie.

Wir können aber mit unseren heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und unseren technologischen Errungenschaften mit hoher Sicherheit eine Zukunft vorhersagen, die sehr weitreichende neue Möglichkeiten eröffnet. Der Zeitraum ist nicht präzise vorhersagbar. Aber die Menge der Möglichkeiten ist dagegen relativ deutlich zu erkennen. Darüber handelt dann der nächste Beitrag.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Eine interessante Bedingung für Fortschritt

Eigentlich wollte ich im letzten Artikel etwas über Kryonik schreiben. Und nun mache ich es schon wieder nicht. Das Thema ist mir zu wichtig und ich werde mir dafür besonders viel Zeit nehmen in diesem Blog. Zeit, die ich momentan nicht habe.

Daher heute ein etwas kleineres Thema, das aber nicht uninteressant ist.

Es ist doch eigentlich erstaunlich, dass Fortschritt überhaupt möglich ist, wenn das Wissen immer mehr anwächst. Denn immerhin sind Menschen noch für Fortschritt notwendig. Und die wissen als Baby heute genauso viel wie die Babys vor tausenden Jahren.

Muss der Mensch daher immer mehr lernen, um überhaupt an den Stand der Forschung heran zu kommen?
Muss ein Biologe, Physiker oder Chemiker heute mehr lernen als vor 50 Jahren, damit er qualifiziert ist, den Fortschritt voran zu bringen? Antwort: Wenn er überhaupt mehr lernen muss, dann nur geringfügig mehr.

Und der Grund ist: Man muss nicht alles wissen, um den Fortschritt voran zu bringen. Das Wissen der Menschheit gleicht einem Baum. Der Stamm dieses Baums ist das, was man als Kleinkind bereits zu Hause lernt oder maximal in den ersten Schuljahren. Aber dann verzweigt es sich bereits und nicht jeder Mensch lernt alles, was die Menschheit weiß. Um vom Stamm zu einem Blatt zu kommen, muss man nicht auf jedem Ast oder Zweig des Baums gewesen sein.

Stellen wir uns einmal vor, mit jeder Generation wird jeder noch so feine Ast am Ende des Baums in zwei Äste verzweigt. Wir beginnen in der ersten Generation mit einem Stamm (1). In der zweiten Generation haben wir den Stamm und zwei Äste. (1+2 = 3). In der dritten Generation haben wir den Stamm und zwei Äste und pro vorherige Äste zwei weitere Äste (1+2+4 = 7). In der vierten Generation haben wir dann 1+2+4+8 Komponenten im "Wissensbaum". Acht äußere Komponenten und 1+2+4 = 7 innere Komponenten. Jede Generation brächte damit mehr neue Komponenten zutage, als alle bisherigen Generationen zuvor.

Bei der 30. Generation hätten wir bereits 2^29 äußere Komponenten und (2^29 - 1) innere Komponenten.

Das sind rund 2^30 -1 = 1 073 741 823  Komponenten.

Angenommen, jede Komponenten wäre einen Meter lang und wir würden sie alle hintereinander legen. Dann hätten wir eine Strecke von über eine Million Kilometer, also mehr als die doppelte Entfernung Erde Mond.

Aber wie weit wäre dann der Weg vom Stamm bis zu einem äußeren Ende des Baums?
Es wären nur 29 Meter!

Und genau aus diesem Grund ist Fortschritt heute überhaupt noch möglich.
Der Baum des Wissens, den die Menschheit sich erarbeitet hat, ist schon lange unmöglich von einem Menschen noch erlernbar. Dennoch kann ein Mensch sich in wenigen Jahren an eine äußere Zone des Wissens vorarbeiten und dort den Fortschritt voran treiben.

So ganz stimmt das Bild vom Baum nicht.  Es breiten sich ja auch Informationen zwischen den äußeren Zonen aus. Ein Chemiker nutzt z.B. physikalische Erkenntnisse. Aber diese Erkenntnisse muss er oft gar nicht im Detail verstehen. Und nicht jeder muss von den Ergebnissen aller anderen etwas wissen, damit der Fortschritt weiter geht. Auch wenn der Einzelne nur begrenzte Möglichkeit hat, wahrzunehmen, was sonst noch passiert, kann im Kommunikationsnetz wichtige Informaton dann eben über mehrere Positionen von A nach B gelangen.

Einige Zweige sind heute nicht mehr interessant. So hat die Frage, wie man am besten vorm Säbelzahntiger flüchtet, sich mittlerweile erübrigt. Aber dennoch: Damit der Baum des Wissens in alle Regionen ausgewogen wachsen kann, muss an vielen vielen äußeren Zweigen gearbeitet werden. Das geht nur, wenn die Menschheit viele viele Menschen hat. Und daher ist eine hohe Weltbevölkerung etwas, was für den Fortschritt von zentraler Bedeutung ist. Zumindest sollten möglichst viele Menschen sich bei den äußeren Komponenten des Wissensbaums befinden. Denn wie ein richtiger Baum so würde auch die Menschheit aussterben, wenn keine neuen "Blätter" produziert werden.


Donnerstag, 17. Februar 2011

Aktuelle Diskussionen bestätigen meinen letzten Beitrag

IBMs Computer Watson hat im Fernsehquiz die besten Menschen geschlagen. Und natürlich geht jetzt die Diskussion los, wie seine Leistung zu bewerten ist.

Einige reden von erster wirklicher künstlicher Intelligenz, von einer bedeutenden Leistung in der Informatik usw.

Andere wollen die Leistung gering schätzen und verweisen auf alles, was ein Computer heute noch nicht kann und vergleichen Watson mit Google.

Das ist ein Paradebeispiel dafür, wie Menschen den gleichen Sachverhalt beim Fortschritt radikal unterschiedlich bewerten.

Tatsächlich war der Sieg heute schon gestern vorhersehbar. Von gestern auf heute hat sich nicht viel verändert. Wir hatten auch schon vor einem Jahr leistungsfähige Computer. Wir bewegen uns IMMER nur Schritt für Schritt weiter. Aber jeder Schritt bringt eben auch eine neue Perspektive. Die einen sehen jetzt eine kommende Lawine. Die anderen sehen nichts Weltbewegendes.

Für einen Langfristprognostiker war es schon lange unzweifelhaft klar, dass so etwas wie Watson kommen musste. Auch wenn der Zeitpunkt nicht vorhersagbar war: Watson war mit simpler Logik über die Regeln des Fortschritts vorhersagbar. Schon vor 30 Jahren und mehr. Und genau so ist es mit simpler Logik vorhersagbar, dass die Menschheit einmal menschengroße Objekte auf atomarer Ebene analysieren und manipulieren kann, wenn der Fortschritt wegen einer Katastrophe zuvor nicht irgendwann einmal ein endgültiges Ende hat.

Eine Reanimationstechnologie für Kryoniker ist langfristig unausweichlich, ebenso wie es unausweichlich ist, dass Watsons Nachfolger einmal den heutigen Menschen in jeder Form der Intelligenz überlegen sein werden.

Dienstag, 15. Februar 2011

Probleme beim Prognostizieren

Bei einer Zukunftsprognose bezüglich des technischen Fortschritts geht es im Prinzip oft um zwei Fragen:

  • Was wird einmal möglich sein?
  • Wann wird das passieren?


Problem 1: Überoptimismus durch Überbewertung des gerade Erreichten.

Gegenwärtige technische Errungenschaften laufen Gefahr, überschätzt zu werden wenn:

  •  wir sie nicht verstehen und sie uns kompliziert erscheinen oder 
  • sie einen lang erstrebten Meilenstein darstellen.

Wenn man in der Technik oder in der Wissenschaft eine neue Erkenntnis hat oder ein neues Verfahren umsetzt, dann kann man eben zu dem entsprechenden Zeitpunkt(!) immer sagen, dass man etwas noch nie dagewesenes erreicht hat. Man wird dann sehr leicht zu der Aussage verleitet: "Wenn wir jetzt sogar das geschafft haben, dann werden wir auch noch ganz andere Dinge schaffen." Aber oft ist leider die Sache, die gerade erreicht wurde, nur deshalb bedeutsam, weil sie vor dem Zeitpunkt noch ungelöst bzw. unbekannt war.


Dieses Problem ist nicht unwichtig. Denn naturgemäß ist der aktuelle Stand der Technik immer exakt an der Grenze zwischen dem, was man bisher kannte und schon im Griff hatte und andererseits dem, was man noch nicht weiß oder noch nicht beherrscht.


Die eigene zeitliche Perspektive provoziert daher den Fehler, die Bedeutung des gerade Erreichten zu überschätzen.  Früher war ein Heißluftballon sicher fast ein Weltwunder. Heute spielt er für die Luftfahrt praktisch kaum noch eine Rolle.  Für die Aufgabe, Menschen sicher und schnell durch die Luft zu befördern, war der Heißluftballon ein Fortschritt in eine Richtung, die letztlich eine Sackgasse war.

Andererseits grenzt jede aktuelle technische Errungenschaft immer an dem an, was man mit bisherigen Mitteln schon konnte. Daraus ergibt sich dann

Problem 2:  Überpessimismus durch Unterbewertung des gerade Erreichten.
Typische Einstellung bei diesem Problem: "Das haben wir doch schon fast gekonnt. Was soll daran so besonderes sein?" Es stimmt natürlich: Was auch immer in den nächsten 24h erfunden, entworfen und erdacht wird: Die Leistung wird letztlich maximal mit 24h Denkarbeit zu bewerten sein, wenn man es aus der Perspektive des Stundenlohns begonnen von heute betrachtet. Auch dann, wenn uns morgen eine Formel präsentiert wird, die die Welt beschreibt. In dem Fall wären wir de facto heute höchstens 24h Denkarbeit davon entfernt gewesen.

Jede neue Erkenntnis von heute muss daher mit den Möglichkeiten von gestern schon in der Luft gelegen haben. Und das provoziert dann den Prognosefehler, dass man das Voranschreiten der technischen Möglichkeiten unterschätzt.

Wegen der beiden Probleme sollte man sich am besten von der Leistungsbewertung aktueller Errungenschaften nicht beeinflussen lassen bei Prognosen. Viel wichtiger für kurzfristige Prognosen ist die Frage, was mit dem, was man heute hat, prinzipiell möglich ist, aber wegen der Neuheit noch nicht ausprobiert worden ist.

Für langfristige Prognosen ist das, was heute durch die Newsmeldungen tickert, fast pauschal bedeutungslos.
Bei langfristigen Prognosen kommt es auf Details immer weniger an. Und 24h Denkarbeit sind bezogen auf große Zeiträume immer nur Detailkram.

Sicher kann es sein, dass heute eine Lawine los getreten wird, die vieles verändert. Aber aus der ganz großen Perspektive sind auch Lawinen Normalität und sie gehören zu den Berechnungen mit dazu.

Physik ist DIE Wissenschaft, die entscheidend für die zeitlich ganz entfernten Technologieprognosen ist.
Wir wissen von der Physik bereits so viel, dass wirklich sehr sehr weitreichende Veränderungen - zumindest langfristig - so gut wie sicher prognostiziert werden können. Die unsicherste Frage  bei langfristigen Prognosen ohne Zeitangabe: Wird der Fortschritt irgendwann ein ewiges Maximum erreichen  und wenn ja wo?

Bei mittelfristigen Prognosen wird man wesentlich mehr Annahmen machen müssen. Hier liegt wesentlich mehr Unsicherheit vor. Intuitiv gesteuerte Menschen weisen den mittelfristigen Prognosen dennoch mehr Sicherheit zu, weil ihre zeitliche Umsetzung zeitlich früher möglich erscheint. Auch liegt bei mittlefristigen Prognosen gegenüber Langfristprognosen eine Pseudosicherheit vor, weil der Unterschied zum Istzustand natürlich geringer ist. Es ist aber keinesfalls so, dass aus einer Möglichkeit einer früheren Umsetzung automatisch die Prognose sicherer sein muss.
Die Prognose, dass es in 14 Tagen in Berlin regnet ist unsicherer als die Prognose, dass die Sonne sich in ein paar Milliarden Jahren zu einem roten Riesenstern ausdehnt.

Daher sind aus meiner Sicht die einfachsten und sichersten Prognosen, die man machen kann, einerseits die ganz kurzen Prognosen . Andererseits kann man sich auf die Umsetzung des physikalisch Machbaren langfristig ziemlich verlassen, wenn der Nutzen offensichtlich ist. Die Prognosesicherheit entsteht, wenn man keine Zeitangabe macht  und unterstellt, dass ein mögliches ultimatives Ende des Fortschritts erst nach Erreichen des prognostizierten Punktes kommt, wenn überhaupt. Bei diesen beiden Prognosearten kann man im wesentlichen rein mit Physik argumentieren.

Sichere Kurzfristprognose: Eine neue Stadt kann nicht in der nächsten Minute gebaut werden.
Sichere Langfristprognose unter der Annahme, dass der Fortschritt vorher kein ultimatives Ende findet: Es muss zu einer Kolonialisierung der Milchstraße kommen, weil steigender Fortschritt zwangsläufig langfristig immer mehr Energie benötigt, die irgendwann dann sogar die Energie des Sonnensystems übersteigt.


Beide Prognosen sind gleichermaßen(!!) logisch zwingend - aus rein physikalischen Gründen. Rational betrachtet ist die Qualität der Aussagen gleichwertig, auch wenn rein intuitiv die Prognosesicherheit der Kurzfristprognosen wesentlich höher ist. Bei der Intuition gehen die persönlichen Erfahrungen mit ein - die naturgemäß nur kurzfristige Zeiträume überdecken. Daran erkennt man, dass bei Langfristprognosen intuitiv handelnde Menschen oft falsch liegen. 

Bei den ultra kurzfristigen Prognosen können wir in guter Näherung davon ausgehen, dass einfach noch alles so sein wird, wie es jetzt ist. Zumindest alles, was fürs Alltagsleben relevant ist.

Bei den ultra langfristigen Prognosen können wir in guter Näherung davon ausgehen, dass man jede physikalisch mögliche Manipulierung der Materie, die einen Zusatznutzen bringt, auch irgendwann einmal beherrschen wird. Hier wie gesagt unter der Annahme, dass der Fortschritt nicht vorher einen Punkt erreicht, der für alle Zeiten unübertroffen bleibt.

Jetzt könnte man sagen, dass die ultralangfristigen Prognosen zwar ziemlich sicher sind, aber nicht relevant fürs eigene Leben. Das ist aber gar nicht so sicher.

 Denn Kryonik (-> Wikipedia: Kryonik) wäre dafür eine Möglichkeit, die selbst zur Hälfte eine sichere Langfristprognose darstellt.  Ich gehe im nächsten Beitrag genauer auf Kryonik ein. Aber eins möchte ich  hier schon mal festhalten:

Eine zukünftige Technologie für eine Reanimation ist unter folgender Annahme unausweichlich: Der technische Fortschritt erreicht kein endgültiges Maximum, bevor man menschengroße Objekte atomar analysieren und konstruieren kann.

Daher braucht sich ein Kryoniker um die Frage der Reanimation heute keine großen Gedanken machen! Solange man viel Zeit hat, kann man die Reanimationstechnologie fast sicher unterstellen. Und der Kryoniker hat Jahrtausende Zeit.

Die Unsicherheit bei heutiger Kryonik entsteht nur aus 2 Punkten

  • Beim Einfrieren nach dem Tod könnte(!) vielleicht wichtige Information verloren gehen oder schon verloren gegangen sein.. 
  • Der Kryoniker könnte(!) irgendwann  aufgegeben werden (gewollt oder ungewollt), bevor es zur Reanimation kommt.
Keiner dieser 2 Punkte kann heute eindeutig beantwortet werden. Aber auch ohne eindeutige Antworten kann man rationale Prognosen erstellen. Das macht der Mensch im Alltag auch ständig. Man muss dann mit Evidenzen Wahrscheinlichkeiten schätzen, die sich aus heutigen Fakten ergeben. Ein Pessimist wird dann immer die Chancen sehr gering einschätzen, egal was für Evidenzen vorliegen. Und ein Optimist wird immer die Chancen sehr hoch einschätzen, egal was für Evidenzen vorliegen.

Die Kunst der realistischen Zukunftsprognose beim Thema Kryonik besteht darin, weder von pessimistischen Vorurteilen noch von optimistischen Vorurteilen beeinflusst zu werden.

Montag, 14. Februar 2011

Science Fiction zeigt wie einige sich Zukunft vorstellen

Vor ein paar Tagen war ich im Film Tron: Legacy. Ich gehöre zu denen, die den Vorgängerfilm Tron vor rund 30 Jahren ebenfalls gesehen haben.

Das war damals einer der ersten Filme, in denen das Thema Minduploading im Prinzip vorhanden war. Natürlich ist die im Film dargestellte Form des Minduploadings wenig realistisch. Aber ein prinzipiell existierender kleiner Kern an Bezug zu einer theoretischen Machbarkeit ist vorhanden.

Genau das finde ich immer spannend an Science Fiction: Die Frage, was da wie realistisch ist und was nicht.

Ich will hier über den Inhalt von Tron nicht viel erzählen. Den setze ich einfach mal voraus. Das erzählerische Hauptmotiv des Films ist einfach die Vorstellung, dass Programme in einem Computer eine bewusste Identität haben und menschenähnliches Verhalten aufweisen. Auf dieser Idee baut die ganze Story auf.

Der Autor ist wohl dazu gekommen, weil bei komplexer Software niemand mehr alle Details durchblickt und bei diesen Milliarden von Einzelvorgängen ein bestimmtes Softwareverhalten entsteht, das auch der Programmierer nicht immer nachvollziehen kann, ohne genaue Analyse.

Bestes reales Beispiel ist ein Schachprogramm. Zwar kann man relativ einfach Regeln zum Schachspielen programmieren. Aber wie sich ein Schachprogramm entscheidet, hängt eben auch von den Millionen sich ergebenden Stellungen ab, die es bei einem Spiel analysiert. Die jedoch kennt kein Programmierer im voraus.

In Wahrheit entsteht komplexes Verhalten immer aus der Summe von extrem vielen einfachsten Rechenschritten.

Bei Tron wird es im Prinzip aber genau anders dargestellt. Das Verhalten des Computers ergibt sich dort aus dem Zusammen-spiel vieler sehr komplexer (weil menschenähnlicher) Programme. Die inneren Software-komponenten sind eigentlich sogar komplexer als das Gesamtsystem. Und nur durch gelegentliche merkwürdige Reaktionen des Computers bekommt man Hinweise auf eine verborgene tiefe Komplexität.

So hat z.B. in Tron Legacy jemand eine Message bekommen von einem Computer und der Absender war unbekannt. Hinter dieser an sich harmlosen Sache verbarg sich dann ein Programm, das einen User in den Computer locken wollte. Dieses Beispiel veranschaulicht sehr schön, was ich eben geschrieben habe.

Der Film Tron mystifiziert daher die Vorgänge im Computer. Bei Tron: Legacy ging es in diesem Stil weiter.

Interessant war, dass ein in den Rechner geladener User dort auch weiter altert. Ebenso merkwürdig waren Helme für Motorradfahrer im Computer. Hier merkt man, was ich auch schon oft in Diskussionen über die Zukunft beobachtet habe: Es wird auf bestimmte Unterschiede zur Gegenwart aufmerksam gemacht, aber es besteht ein naiver Glaube bzw. Phantasielosigkeit, dass bestimmte heute selbstverständliche Details eine dauerhafte Gültigkeit haben.

Auch die Tatsache, dass die Programme im Film überhaupt durch Menschen dargestellt werden, zeigt, wie starr die Gedankenwelt und die Perspektive vieler Leute ist, selbst wenn sie Gelegenheit haben, über hochentwickelte Technologie zu spekulieren. Der Maßstab ist eben immer das, was man kennt. Und es fällt schwer, sich davon zu lösen.

Und daher zeigt der Film Tron ein prinzipielles Problem auf, das viele Menschen bei Zukunftsprognosen haben:

Wegen des Unwissens über die technischen Zusammenhänge kommt es zu Mystifizierungen und wilden Phantasien. Andererseits mangelt es an der Vorstellung, dass durch zukünftige Möglichkeiten viele Istzustände nicht mehr existieren werden. Es gibt also zwei Kräfte bei Zukunftsprognosen. Die erste Kraft führt zu völlig übertriebenen Vorstellungen. Und die zweite Kraft führt dazu, dass man die Zukunft in vielen Dingen mit der heutigen Welt vergleichbar hält.

Es ist eine große Kunst, zwischen diesen Kräften genau das realistische Mittelmaß zu treffen.

Obwohl der Film beide Fehler massiv enthält, ist er spannend und unterhaltsam und lohnt sich.