Donnerstag, 17. März 2011

Die Pille für unbegrenztes Leben ist biophysikalisch nicht möglich

Der menschliche Körper ist eine Maschine, die von Natur aus auf Anti-Aging bereits optimiert ist.

Idealerweise kann eine Art dann am besten überleben, wenn ihre Individuen sich möglichst schnell und zahlreich vermehren.

Der Mensch braucht bis zur erstmöglichen Fortpflanzung aber mehr als ein Jahrzehnt. Es bedarf eines großen Anti Aging Aufwandes, eine so komplexe Maschine ein ganzes Jahrzehnt überhaupt lebensfähig zu halten.

Der Luxus einer so langen Generationsdauer wie beim Menschen ist nur dann möglich, wenn Anti Aging bereits ein hohes qualitatives Niveau erreicht hat.

Die Frage ist: Geht es prinzipiell auch noch wesentlich besser? Und man kann über die Frage Erkenntnisse gewinnen, auch ohne dass man zu einem Hellseher geht, der einem erzählt, was in der Zukunft alles noch erfunden wird und was nicht.

Denn: Alterung ist struktureller Schaden und Informationsverlust.
Informationsverlust ist praktisch kaum heilbar. Wenn Information erst einmal weg ist, kann man sie sich nicht aus anderen Dingen wieder herleiten. Denn das würde definitionsgemäß bedeuten, dass die Information noch vorhanden wäre. Das einzige, was man bei echtem Informationsverlust machen kann, ist zu raten und zu beobachten, was danach passiert.

Das ist vergleichbar damit, dass man sein Passwort vergessen hat. Vielleicht hat man beim Raten Glück. Wahrscheinlich ist aber eine Katastrophe nach ein paar Fehlversuchen(Sperrung beim Passwort, Tod beim lebenden Wesen).


Um Informationsverlust zu vermeiden, gibt es nur zwei Prinzipien , egal was in Zukunft auch noch alles erfunden wird:
Die vorhandene Information sollte möglichst sicher vor Prozessen sein, die diese Information zerstören könnten.
Die vorhandene Information sollte möglichst vervielfältigt werden, damit bei Zerstörungen auf Sicherheitskopien zugegriffen werden kann.

Die Natur wendet diese beiden Prinzipien bereits an.
Die DNA ist möglichst sicher im Zellkern gelagert. Zellen teilen sich und erhalten dabei die Information, die für das Fortbestehen von Organen erforderlich ist.

Informationsverlust zu vermeiden ist prinzipiell nur Verlangsamung der Alterung aber keine Verjüngung. Von Verjüngung kann man nur sprechen, wenn man verlorene Information wieder herstellen könnte, was jedoch informationstheoretisch unmöglich ist. Man kann wie gesagt dann nur raten und hoffen, dass die vergangene Funktionalität wieder entsteht.

Letzteres wäre im Körper jedoch kaum umsetzbar, weil bei falschem Raten nur noch größere Schäden drohen - bis hin zum Tod.

Wenn es gelänge, das Organ, dem Information abhanden gekommen ist, im Rechner zu simulieren, dann könnte man dort diverse Alternativen durchspielen und zu einer Lösung kommen. Wie lange das dauert, hängt von der verlorenen Information ab und von der Komplexität der Simulation und von der Rechenkapazität.

Organersatz wäre definitiv keine Lösung bei Informationsverlust, denn wenn ich weiß, wie das Organ funktioniert, dann habe ich offensichtlich noch die nötige Information und kann nicht von Informationsverlust sprechen.

Die Komplexität, biochemischen Informationsverlust wieder auszugleichen übersteigt schnell alle heute vorstellbaren Grenzen. Wenn die gewünschte Funktionalität dann zusätzlich unbekannt ist, kann verloren gegangene Information prinzipiell nicht mehr rekonstruiert werden. Das wäre der Fall, wenn man einem Menschen aus dem Koma wieder lebensfähig macht, aber kein Verwandter sagen kann, ob die Person jetzt wieder so ist wie früher.
Aus letzterem Grund sollte ein Kryoniker zu Lebzeiten auch möglichst sein eigenes Verhalten aufzeichnen - als Referenz für eine Sollfunktionalität nach der Animation.

Fazit: Informationsverlust ist prinzipiell nur rückgängig zu machen, wenn die Funktionalität noch bekannt ist. Informationsverlust kann man prinzipiell nur mit Trial and Error rückgängig machen. Dies birgt jedoch immer Risiken, was eine verstärkte Anwendung im lebenden Körper praktisch ausschließt.

Die zweite Form der Alterung ist struktureller Schaden ohne Informationsverlust. Teile des Körpers befinden sich in einer fehlerhaften Anordnung und Konzentration aber der Sollzustand ist noch bekannt.
Typisches Anti Aging Beispiel hierzu ist Wundheilung im Körper.

Man könnte sich zunächst vorstellen, dass immer ausgefeiltere Mechanismen im Körper immer besser die entstehenden Schäden reparieren und dass dadurch das Altern nicht nur verlangsamt wird sondern sogar umgekehrt wird. Aber das bedeutet: Es muss besser gemacht werden, als es der Körper jetzt schon macht.

Es ist aus der Physik bekannt, dass jedes geschlossene Sytem tendenziell eine steigende Entropie (Unordnung) besitzt. Nur durch Energiezufuhr von aussen kann daran etwas geändert werden.

Das ist der entscheidende Grund, warum wir überhaupt ständig Energie verbrauchen müssen - selbst im Schlaf. Die meiste Kalorienmenge, die wir verbrauchen, brauchen wir fürs körpereigene Anti Aging!
Niere, Leber, Immunsysten sind sogar komplette Systeme deren entscheidender Zweck Anti Aging ist.

Jede Zelle hat pro Tag 10000 DNA Schäden. Es kostet Energie, die zu reparieren. Wenn es der Körper sich leisten könnte, Zellen einfach abzuschalten, wenn sie nicht gebraucht werden und bei Bedarf wieder mit "Strom" zu versorgen, dann hätte er dies liebend gern auch getan. Denn Nahrung = Energie ist immer ein kostbares Gut gewesen. Der Körper ist gezwungen, ständig Energie zu verbrauchen, weil nur dadurch Selbsterhaltung überhaupt möglich ist.

Wieder wegen des fundamentalen physikalischen Prinzips, dass die Entropie zunehmen muss folgt, dass das System aus Nahrung und Körper zu mehr physikalischer Unordnung kommen muss. Das ist der Grund, warum der Körper bei seiner Reparatur zwangsläufig Wärme produziert. Wärmestrahlung ist unstrukturierte Energie, die entstehen muss, weil die Entropie ansteigen muss.

Der Körper ist aber bei seiner Wärmeproduktion schon am oberen Limit. Nur wenige Grad wärmer und seine Proteine würden durch die Hitze zerstört.
Wenn der Körper besonders aktiv Reparatur betreibt, z.B. bei der Bekämpfung von Viren, dann steigt auch seine Temperatur an.

Offensichtlich sind den Möglichkeiten zur Selbstreparatur hier fundamentale Grenzen gesetzt. Es ist zu erwarten, dass der erforderliche Reparaturaufwand exponentiell steigt mit der erwünschten gewonnenen Lebenserwartung.
Das würde aber auch bedeuten, dass die Körpertemperatur entsprechend steigt, wenn nicht neue wesentlich verbesserte Kühlsysteme im Körper zum Einsatz kommen.

Es ist kein Zufall, warum unsere Lebenserwartung gerade so ist wie sie ist. Es ist auch kein Zufall, warum wir nicht alle 1km groß sind. Die physikalischen Gesetze limitieren die möglichen Parameter, in denen das Leben seinen Spielraum hat.

Anti Aging kostet Energie. Soviel steht fest. Die Kapazitäten des Körpers zur Energieumsetzung sind prinzipiell aufgrund seiner Architektur und Bausubstanz begrenzt. Eine Pille für unbegrenztes Leben ist nicht möglich.

Die Zukunft des Anti Aging kann nur außerhalb des Körpers liegen (Organproduktion außerhalb des Körpers) oder in einer völligen Transformation in eine grundlegend andere Körperstruktur (z.B. Minduploading).