Mittwoch, 23. März 2011

Was bringen schon 3 bis 4 Jahrzehnte?

Zukunftspessimisten geben zwar zu, dass in einigen Jahrzehnten ein gewisser Fortschritt zu erwarten ist. Aber in ihrem Inneren erwarten sie kaum Veränderungen, weil von einem Monat auf den nächsten Monat nur unmerklich etwas passiert.

Der Mensch hat keinen Wahrnehmungshorizont über Jahrzehnte. Intuitiv kann er Veränderungen in diesen Zeiträumen nicht wahrnehmen. Da kann eigentlich nur ein direkter Vorher-Nachher Vergleich helfen.

Sehr schön geht das bei Videospielen:

Früher vor 3 bis 4 Jahrzehnten:



Heute

Donnerstag, 17. März 2011

Die Pille für unbegrenztes Leben ist biophysikalisch nicht möglich

Der menschliche Körper ist eine Maschine, die von Natur aus auf Anti-Aging bereits optimiert ist.

Idealerweise kann eine Art dann am besten überleben, wenn ihre Individuen sich möglichst schnell und zahlreich vermehren.

Der Mensch braucht bis zur erstmöglichen Fortpflanzung aber mehr als ein Jahrzehnt. Es bedarf eines großen Anti Aging Aufwandes, eine so komplexe Maschine ein ganzes Jahrzehnt überhaupt lebensfähig zu halten.

Der Luxus einer so langen Generationsdauer wie beim Menschen ist nur dann möglich, wenn Anti Aging bereits ein hohes qualitatives Niveau erreicht hat.

Die Frage ist: Geht es prinzipiell auch noch wesentlich besser? Und man kann über die Frage Erkenntnisse gewinnen, auch ohne dass man zu einem Hellseher geht, der einem erzählt, was in der Zukunft alles noch erfunden wird und was nicht.

Denn: Alterung ist struktureller Schaden und Informationsverlust.
Informationsverlust ist praktisch kaum heilbar. Wenn Information erst einmal weg ist, kann man sie sich nicht aus anderen Dingen wieder herleiten. Denn das würde definitionsgemäß bedeuten, dass die Information noch vorhanden wäre. Das einzige, was man bei echtem Informationsverlust machen kann, ist zu raten und zu beobachten, was danach passiert.

Das ist vergleichbar damit, dass man sein Passwort vergessen hat. Vielleicht hat man beim Raten Glück. Wahrscheinlich ist aber eine Katastrophe nach ein paar Fehlversuchen(Sperrung beim Passwort, Tod beim lebenden Wesen).


Um Informationsverlust zu vermeiden, gibt es nur zwei Prinzipien , egal was in Zukunft auch noch alles erfunden wird:
Die vorhandene Information sollte möglichst sicher vor Prozessen sein, die diese Information zerstören könnten.
Die vorhandene Information sollte möglichst vervielfältigt werden, damit bei Zerstörungen auf Sicherheitskopien zugegriffen werden kann.

Die Natur wendet diese beiden Prinzipien bereits an.
Die DNA ist möglichst sicher im Zellkern gelagert. Zellen teilen sich und erhalten dabei die Information, die für das Fortbestehen von Organen erforderlich ist.

Informationsverlust zu vermeiden ist prinzipiell nur Verlangsamung der Alterung aber keine Verjüngung. Von Verjüngung kann man nur sprechen, wenn man verlorene Information wieder herstellen könnte, was jedoch informationstheoretisch unmöglich ist. Man kann wie gesagt dann nur raten und hoffen, dass die vergangene Funktionalität wieder entsteht.

Letzteres wäre im Körper jedoch kaum umsetzbar, weil bei falschem Raten nur noch größere Schäden drohen - bis hin zum Tod.

Wenn es gelänge, das Organ, dem Information abhanden gekommen ist, im Rechner zu simulieren, dann könnte man dort diverse Alternativen durchspielen und zu einer Lösung kommen. Wie lange das dauert, hängt von der verlorenen Information ab und von der Komplexität der Simulation und von der Rechenkapazität.

Organersatz wäre definitiv keine Lösung bei Informationsverlust, denn wenn ich weiß, wie das Organ funktioniert, dann habe ich offensichtlich noch die nötige Information und kann nicht von Informationsverlust sprechen.

Die Komplexität, biochemischen Informationsverlust wieder auszugleichen übersteigt schnell alle heute vorstellbaren Grenzen. Wenn die gewünschte Funktionalität dann zusätzlich unbekannt ist, kann verloren gegangene Information prinzipiell nicht mehr rekonstruiert werden. Das wäre der Fall, wenn man einem Menschen aus dem Koma wieder lebensfähig macht, aber kein Verwandter sagen kann, ob die Person jetzt wieder so ist wie früher.
Aus letzterem Grund sollte ein Kryoniker zu Lebzeiten auch möglichst sein eigenes Verhalten aufzeichnen - als Referenz für eine Sollfunktionalität nach der Animation.

Fazit: Informationsverlust ist prinzipiell nur rückgängig zu machen, wenn die Funktionalität noch bekannt ist. Informationsverlust kann man prinzipiell nur mit Trial and Error rückgängig machen. Dies birgt jedoch immer Risiken, was eine verstärkte Anwendung im lebenden Körper praktisch ausschließt.

Die zweite Form der Alterung ist struktureller Schaden ohne Informationsverlust. Teile des Körpers befinden sich in einer fehlerhaften Anordnung und Konzentration aber der Sollzustand ist noch bekannt.
Typisches Anti Aging Beispiel hierzu ist Wundheilung im Körper.

Man könnte sich zunächst vorstellen, dass immer ausgefeiltere Mechanismen im Körper immer besser die entstehenden Schäden reparieren und dass dadurch das Altern nicht nur verlangsamt wird sondern sogar umgekehrt wird. Aber das bedeutet: Es muss besser gemacht werden, als es der Körper jetzt schon macht.

Es ist aus der Physik bekannt, dass jedes geschlossene Sytem tendenziell eine steigende Entropie (Unordnung) besitzt. Nur durch Energiezufuhr von aussen kann daran etwas geändert werden.

Das ist der entscheidende Grund, warum wir überhaupt ständig Energie verbrauchen müssen - selbst im Schlaf. Die meiste Kalorienmenge, die wir verbrauchen, brauchen wir fürs körpereigene Anti Aging!
Niere, Leber, Immunsysten sind sogar komplette Systeme deren entscheidender Zweck Anti Aging ist.

Jede Zelle hat pro Tag 10000 DNA Schäden. Es kostet Energie, die zu reparieren. Wenn es der Körper sich leisten könnte, Zellen einfach abzuschalten, wenn sie nicht gebraucht werden und bei Bedarf wieder mit "Strom" zu versorgen, dann hätte er dies liebend gern auch getan. Denn Nahrung = Energie ist immer ein kostbares Gut gewesen. Der Körper ist gezwungen, ständig Energie zu verbrauchen, weil nur dadurch Selbsterhaltung überhaupt möglich ist.

Wieder wegen des fundamentalen physikalischen Prinzips, dass die Entropie zunehmen muss folgt, dass das System aus Nahrung und Körper zu mehr physikalischer Unordnung kommen muss. Das ist der Grund, warum der Körper bei seiner Reparatur zwangsläufig Wärme produziert. Wärmestrahlung ist unstrukturierte Energie, die entstehen muss, weil die Entropie ansteigen muss.

Der Körper ist aber bei seiner Wärmeproduktion schon am oberen Limit. Nur wenige Grad wärmer und seine Proteine würden durch die Hitze zerstört.
Wenn der Körper besonders aktiv Reparatur betreibt, z.B. bei der Bekämpfung von Viren, dann steigt auch seine Temperatur an.

Offensichtlich sind den Möglichkeiten zur Selbstreparatur hier fundamentale Grenzen gesetzt. Es ist zu erwarten, dass der erforderliche Reparaturaufwand exponentiell steigt mit der erwünschten gewonnenen Lebenserwartung.
Das würde aber auch bedeuten, dass die Körpertemperatur entsprechend steigt, wenn nicht neue wesentlich verbesserte Kühlsysteme im Körper zum Einsatz kommen.

Es ist kein Zufall, warum unsere Lebenserwartung gerade so ist wie sie ist. Es ist auch kein Zufall, warum wir nicht alle 1km groß sind. Die physikalischen Gesetze limitieren die möglichen Parameter, in denen das Leben seinen Spielraum hat.

Anti Aging kostet Energie. Soviel steht fest. Die Kapazitäten des Körpers zur Energieumsetzung sind prinzipiell aufgrund seiner Architektur und Bausubstanz begrenzt. Eine Pille für unbegrenztes Leben ist nicht möglich.

Die Zukunft des Anti Aging kann nur außerhalb des Körpers liegen (Organproduktion außerhalb des Körpers) oder in einer völligen Transformation in eine grundlegend andere Körperstruktur (z.B. Minduploading).

Dienstag, 15. März 2011

Wie bedeutsam wird unsere Zeit in ferner Zukunft sein?

Ich habe im letzten Beitrag bereits angesprochen, dass unsere Zeit wohl sehr bedeutsam ist. Ich rede hier von einem Zeitintervall von +-1000 Jahren. Das mag zwar aus Menschensicht wie eine Ewigkeit klingen. Aus kosmischer Sicht oder aus Sicht der biologischen Evolution ist es jedoch nur ein Wimpernschlag.

Zunächst noch mal zur Verdeutlichung, wie "kurz" 1000 Jahre in biologischen Dimensionen in Wahrheit nur sind.

Die Entstehung des Lebens soll vor ca. 3,5 Milliarden Jahren stattgefunden haben. 1000 Jahre sind nur 1/3500000 von diesem Zeitraum. Stellen wir uns die 3,5 Milliarden Jahre als eine 3,5 Kilometer lange Zeitachse vor, dann sind 1000 Jahre nichts anderes als 1 einziger Millimeter.

Dass man nun in irgendeinem Zeitintervall von +-1000 Jahren lebt, ist nichts Besonderes. Schließlich muss ja irgendeine Zeit gegenwärtig sein. Aber dieses winzig kleine Zeitintervall, in dem wir uns gerade befinden, ist von sehr großer Bedeutung. Von den 3500000 anderen Zeitintervallen der Dauer 1000 Jahre waren nur 5 bis 10 annähernd so bedeutend, wenn überhaupt.

Bedeutsamkeit ist natürlich irgendwo subjektiv. Aber es gibt wissenschaftliche Kriterien, an denen man das festmachen kann. 3,5 Milliarden Jahre sind eine lange Zeit. Da ist ne Menge passiert. Aber wenn man es in wenigen Minuten zusammenfassen soll, dann kann man nur die wirklichen "big points" nennen.
Schauen wir uns dazu dieses Video an, das mehr als 3 Milliarden Jahre in 6 min zusammenfasst:


Ganz offensichtlich sind die markanten Punkte wissenschaftlich betrachtet die Zeiträume, in denen Veränderungen von großer Tragweite passiert sind.
So z.B. die ersten Zellteilungen, die ersten Mehrzeller, die ersten Pflanzen, das erste Betreten des Landes, die ersten flugfähigen Tiere, die ersten Säugetiere.

Wenn wir diese epochalen Ereignisse mit unserer Zeit vergleichen, dann können wir da locker mithalten.
Die Überwindung der Schwerkraft und die erste Reise weg vom Heimatplaneten zu seinem Mond ist ein fundamentales Ereignis in der Geschichte des Lebens von enormer Tragweite.Das ist nicht einmal ein halbes Jahrhundert her und wie schon gesagt sind selbst 1000 Jahre so gut wie nichts.

Aber mehr noch. Der Bau des ersten programmierbaren Computers ist wesentlich bedeutsamer, als viele denken. Der Computer ist eine Maschine, die bei hinreichend Rechenzeit und Speicher, jeden algorithmischen Prozess durchführen kann. Unser ganzes Universum ist z.b. ein algorithmischer Prozess. Man kann daher den Computer als bedeutsamer ansehen als die Entstehung des Lebens. Es steht auch zu erwarten, dass zukünftige Zivilisationen immer mehr auf universeller Computertechnologie basieren werden. Der erste Computer ist die Keimzelle für die posthumane Intelligenz. Nicht mal  100 Jahre sind wir von diesem großen Ereignis entfernt.
Und weiter gehts: Der Zeitpunkt, als das Leben seinen eigenen Bauplan erkennt, zu entschlüsseln beginnt und bewusst modifiziert ist ohne jeden Zweifel ein fundamentaler Meilenstein in der biologischen Evolution.
Auch dieser ist nicht mal 100 Jahre alt.

Wegen dieser 3 extrem bedeutsamen Ereignisse: Mondflug, Computer, Genomentschlüsselung ist unser Jahrtausend bereits so bedeutsam wie jeweils jeder der Punkte, die in dem Video genannt wurden.
Mit anderen Worten: Wenn es in Milliarden Jahren noch eine Zivilisation gibt, die die Geschichte des Lebens und der Intelligenz zusammenfasst, dann wird unser mickriges Jahrtausend dabei sein und viele Millionen Jahrtausende sind es nachweislich nicht (wie im Video gezeigt). Ja man kann es sogar auf nur 100 Jahre runter brechen. Unglaublich wie dicht wir uns an einem so selten bedeutsamen Zeitraum befinden.

Mit etwas Zukunftprognose wird alles nur noch unheimlicher: Es steht in den nächsten 1000 Jahren vermutlich auch noch das Ende des Alterns an, die digitale Speicherung sämtlicher physiologischer Information eines Menschen, die Übertragung des Bewusstseins in den Rechner. Aber: Das brauchen wir nicht einmal, um bereits sicher behaupten zu können, dass wir jetzt ganz dicht an real geschehenen Ereignissen leben, von denen man sich noch in Milliarden Jahren erzählen wird, wenn da noch wer existiert. Die Ereignisse habe ich genannt: Erster Computer, erste Reise zu einem Ziel außerhalb des Heimatplaneten, und die Erkenntnis, Entschlüsselung und erste Manipulation des eigenen biologischen Bauplans.

Sucht man sich in der Geschichte des Lebens die bisher 10 markantesten historischen Ereignisse heraus, dann sind wir daher mindestens an einem von denen bis auf 100 Jahre dran, wie ich dargelegt habe. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies zufällig der Fall ist, entspricht ca. (10*100)/3500000000 = 1/3500000 Das ist in etwa so wahrscheinlich wie bei 4 maligen Lottospiel einmal 6 Richtige zu bekommen. Noch mal der Vergleich mit der Zeitachse von 3,5 km Länge: Ich suche auf den 3,5 km nur die 10 markantesten Punkte der Größe 0,1 Millimeter (100 Jahre) und stelle fest, dass ich mich auf einem dieser bedeutsamen Punkte befinde!!

Ich weiß, dass einem Irrationalisten das nicht als etwas Besonderes erscheint. Schließlich gewinnt ja so gut wie jede Woche jemand im Lotto. Und im Laufe des eigenen  Lebens passiert immer mal wieder etwas ganz Unwahrscheinliches. Aber da haben wir auch viele viele Stichproben. Bei vielen Versuchen und Ereignissen ist es kein Wunder, dass für einige wenige dieser Stichproben mal etwas außergewöhnliches passiert.
In diesem Zusammenhang ist unser Leben jedoch nur eine einzige(!) Stichprobe in einem Milliarden Jahre dauernden Zeitraum. Wir sind jetzt hier und ausgerechnet jetzt passiert historisch etwas von Milliarden Jahre schwerer Bedeutung . Keine Auswahl. Keine vielen Versuche. Wir haben nur ein Leben und das ist quasi historisch gesehen eine Punktlandung auf einem großen Lottogewinn.

Siehe auch:

Ich hoffe, dass ich deutlich machen konnte, dass Zufall als Erklärungsversuch, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen ist.
Es gibt jedoch tatsächlich eine rationale Erklärung, die nicht den Zufall bemühen muss. Mittlerweile habe ich beschlossen, meine Erklärung als wissenschaftliche Veröffentlichung bei einer Zeitschrift einzureichen. Daher kann ich den Leser dieses Blogs vorerst nur dazu ermutigen, selbst dieses spannende Rätsel zu knacken.

Samstag, 12. März 2011

Zukünftige Ereignisse lassen sich in der Gegenwart messen

Der Titel dieses Beitrags klingt intuitiv falsch. Er ist jedoch wahr, wenn man Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung als rationale Konzepte akzeptiert. Die Physiker tun dies z.B. in ihren elementarsten Theorien auch. Anhand von Beispielen will ich erklären, wie man Aspekte seiner eigenen Zukunft und die Zukunft der Menschheit heute schon "messen" kann.

Unter der naturwissenschaftlich üblichen Annahme, dass vergleichbare Objekte sich in vergleichbaren Situationen  vergleichbar verhalten, kann ich das Verhalten eines Objektes studieren, allein dadurch, dass ich ein zweites vergleichbares Objekt studiere.Ich kann z.B. die Eigenschaften eines Sandhaufens studieren, indem ich mir einen zweiten vergleichbaren Sandhaufen nehme und diesen studiere.

Wenn es schwierig ist, zu entscheiden, ob bestimmte Unterschiede verschiedener Objekte zu signifikant unterschiedlichen Ergebnissen führen würden, dann nehme ich eben möglichst viele vergleichbare Objekte. Ergibt sich dabei trotz einzelner Unterschiede tendenziell ein vergleichbares Verhalten, dann habe ich nachweislich eine Erkenntnis über das nicht untersuchte Objekt gefunden - mit einer kalkulierbaren Fehlerwahrscheinlichkeit.

Tendenziell sehen Menschen mit zunehmenden Alter immer älter aus. Da man selber ein Mensch ist - also ein vergleichbares Objekt - sollte man damit rechnen, dass man mit zunehmenden Alter in Zukunft auch älter aussehen wird. Jeder junge Mensch kann heute ältere Menschen beobachten und daraus statistische Schlüsse über seine eigene Zukunft ziehen. Man kann daher seine eigene Zukunft teilweise schon heute statistisch messen.

Problematisch dabei ist, dass die Rahmenbedingungen sich natürlich im Laufe der Zeit ändern. Zweites Problem: Menschen sind individuell sehr unterschiedlich. Daher sind halbwegs sichere Aussagen oft nicht zu bekommen.

Aber nehmen wir einmal die Frage, ob man sterben wird. Nach allem was wir wissen ist praktisch jeder Mensch spätestens mit 120 gestorben. Diese Regel ist extrem signifikant. Denn es gab bisher viele Milliarden Menschen, auf die diese Regel zutrifft und so gut wie keine Ausnahme. Mit dem Zusatzwissen, dass Medizin in den letzten Jahrzehnten zu immer längerer durchschnittlicher Lebenszeit geführt hat, darf man hoffen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung weiter steigt. Aber ganz offensichtlich ist das hoch signifikante Phänomen, dass Menschen schon immer gestorben sind, für die eigene Zukunft so gut wie sicher einzuplanen.

Natürlich, die Medizin war noch nie so weit wie heute. Aber die Milliarden Jahre streng gültige Statistik ist erdrückend und daher ein extrem starkes Argument. Es wäre wesentlich unwahrscheinlicher als ein Lottogewinn, wenn man nach einer Ära von Milliarden Jahren nun eines der ersten Lebewesen sein sollte, das die eigene Alterung mittels technologischer Verfahren in den Griff bekommt. Wenn dies tatsächlich passieren sollte, müsste man unbedingt eine vernünftige Erklärung für diese Unwahrscheinlichkeit finden. Jede Erklärung der Art: "Na ich bin eben einfach zufällig in der richtigen Zeit geboren" wäre vollkommen irrational. Denn es wäre nicht nur irgendein Zufall sondern es wäre ein unvorstellbar extremer zeitlicher Zufall eines extrem bedeutsamen Ereignisses. Selbst wenn in den nächsten 1000 Jahren "erst" das Altern besiegt wird, wären wir alle in kosmischen Zeitmaßstäben in wundersamer Weise extrem dicht an diesem Ereignis. 

Kann man auch etwas über die Zukunft der Menschheit schon heute "statistisch messen"? Antwort: ja. Und das sieht leider alles andere als gut aus. Wenn wir das statistische Prinzip anwenden wollen, müssen wir erst mal vergleichbare Objekte zu dem "Objekt Menschheit" untersuchen. Da ist aber im großen Weltall uns bisher nichts aufgefallen. Man könnte sagen, wir würden uns selbst nicht erkennen, wenn wir uns in einem nur 50 Lichtjahre entfernten galaktischen Spiegel betrachten sollten. Das ist aber eine extrem schwache Erklärung dafür, dass wir keine Spuren einer Zivilisation im All bisher finden konnten. 

Man kann berechnen, dass mit sehr langsamen Raumschiffen eine Kolonialisierung der Milchstraße in 20 bis 40 Millionen Jahren machbar ist.

Zitat
Wenn in der Milchstraße auch nur eine einzige Zivilisation existiert, die zu interstellarer Kolonisation fähig ist, dann könnte die gesamte Galaxis innerhalb weniger Millionen Jahre vollständig kolonisiert sein. Die Milchstraße ist nun weitaus älter als die notwendigen 20 bis 40 Millionen Jahre; folglich sollten außerirdische Zivilisationen überall in unserer galaktischen Nachbarschaft existieren. Bisher konnte jedoch kein Hinweis auf extraterrestrische Zivilisationen gefunden werden.

Eine Weiterentwicklung einer intelligenten Zivilisation ist aber praktisch zwingend mit ständiger Expansion verbunden. Da wir schon relativ gut das Weltall beobachten können, darf man relativ wahrscheinlich ausschließen, dass wir eine vorhandene Kolonialisierung  einfach nur übersehen haben. Bleibt als Erklärung:
Entweder sind wir die erste oder gar einzige intelligente Zivilisation. Oder intelligente Zivilisationen sind dazu verdammt auszusterben, bevor sie eine rettende Expansion ins Weltall schaffen.

Es ist sehr vermessen zu vermuten, man wäre der erste oder gar der einzige in diesem riesigen All. Und daher ist die wahrscheinlichste Prognose für die Menschheit, dass sie es nicht mehr allzu lange schafft. Denn rein technologisch stünde eigentlich einer Expansion ins All in den nächsten 1000 Jahren nicht viel entgegen. 

Wie dem auch sei. Die Frage nach der Existenz der Ausserirdischen ist erstaunlich eng gekoppelt mit der Frage nach der Zukunft der Menschheit.

Wir haben hier zwei rätselhafte Fragen: Einerseits ist zu erwarten, dass spätestens in 1000 Jahren das Altern besiegt ist. Frage 1: Warum leben wir gerade so dicht an diesem extrem bedeutsamen Ereignis in der Entwicklung intelligenter Zivilisationen? Andererseits sollten wir spätestens in 1000 Jahren ins All expandieren. Warum scheint im Universum keine Zivilisation zu sein, die uns mit einer Kolonialisierung zuvor gekommen ist?
Im nächsten Artikel werde ich eine verblüffende Antwort auf diese Fragen vorschlagen. 


Sonntag, 6. März 2011

Welchen Wert hat die Zukunft fürs eigene Leben im Vergleich zur Gegenwart?

Rein mathematisch betrachtet ist die Gegenwart nur ein Punkt auf einem Zeitstrahl. Da es bereits innerhalb des nächsten Tages unzählige (oder gar unendlich viele?) Augenblicke gibt, ist der aktuelle Moment vollkommen wertlos dagegen. 

Intuitiv deutlicher wird dies bei folgendem Gedankenexperiment:
Wenn man die Wahl hat: 

  • Heute die schlimmsten Qualen, aber ab dann könne man jeden Tag wunschlos glücklich sein.
  • Heute wird jeder Wunsch erfüllt, aber ab morgen wird jeder Tag zu einer unvermeidbaren Qual
  • Heute und in Zukunft wird man ein Leben mit all seinen normalen Unsicherheiten meistern müssen.

Dann würde man wohl die erste Alternative bevorzugen, die zweite Alternative würde man als die schlechteste ansehen und die dritte Alternative wäre zweite Wahl.

Der aktuelle Moment ist einfach zahlenmäßig hoffnungslos gegenüber den noch kommenden Momenten unterlegen. Selbst eine noch so gute Gegenwart fällt nicht ins Gewicht gegenüber den unzähligen kommenden Momenten, die man durchleben wird.

Wer es jetzt immer noch nicht glaubt: Könntest Du dich heute wohlfühlen, wenn Du morgen operiert wirst und es dabei um Leben oder Tod geht?

Ich gehe sogar so weit, dass ich behaupte, der aktuelle Gemütszustand hängt in keinster Weise direkt mit der Ist-Situation zusammen sondern spiegelt nur bewusste oder unbewusste Prognosen wieder. Selbst wenn jetzt jemand mit einem Hammer auf meine Hand schlagen würde, wäre die angeborene Schmerzreaktion nur eine Prognose auf zukünftige physische Probleme. Dieses prognostische Wissen ist durch die biologische Evolution entstanden. Es dient dazu, den Körper zu Aktivitäten zu zwingen, durch die er eine drohende ungünstige Zukunft vermeidet.

Der Schmerz zwingt zu einer verstärkten Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist nur dann sinnvoll, wenn daraus ein Nutzen für die Zukunft entsteht. Ich kann am Hammerschlag nichts mehr ändern, wenn ich den Schmerz verspüre. Dennoch habe ich durch den Schmerz einen entscheidenden Vorteil gegenüber jemanden, der keine Schmerzen dabei verspüren würde.

Aufmerksamkeit bei Schmerzen soll vor (weiteren) zukünftigen Schäden bewahren. Die Gegenwart spielt dabei keine Rolle, weil sie nicht mehr veränderbar ist. Es geht nur darum, eine gute Zukunft zu haben. Die biologische Evolution hat nur deshalb zu Schmerzprozessen geführt, weil Individuen dadurch jeweils ANSCHLIESSEND eine bessere Überlebenschance haben.

Der Genuss des Momentes ist in Wahrheit die Abwesenheit der Wahrnehmung einer negativen Zukunftsprognose. Entweder blendet man dann die Gedanken an die Zukunft aus oder man erwartet aufrichtig eine positive Zukunft und genießt nur die eigene Erwartungshaltung, nicht aber den Moment selbst.

In dem Augenblick, wo man Gedanken an die Zukunft verdrängt, kann man nicht zu 100% den Moment genießen. Es ist davon auszugehen, dass man unbewusst immer an seinen eigenen Prognosen arbeitet. Der nachhaltige wahre Genuss kann nur entstehen, wenn man eine sichere positive Zukunft vor sich sieht.

Wenn die Zukunftsprognose so entscheidend für den aktuellen Gemütszustand ist, warum fallen dann nicht alle in Panik vor der Tatsache, dass sie spätestens innerhalb von Jahrzehnten mit dem Ende ihrer Existenz rechnen müssen? Ich behaupte: Dies ist eine angeborene Eigenschaft, die hochgradig sinnvoll ist für ein biologisch erfolgreiches Leben. Wenn man ständig in Sorge vor dem eigenen Tod wäre, dann würde man in seinen Leistungen geschwächt sein. Ein sorgloser Mensch hätte hier immer einen klaren Vorteil, wenn der sorgenvolle Mensch aus der Bewusstmachung der Wahrheit keinen Nutzen gewinnen kann.
  • Angst vorm eigenen Tod lohnt sich nur in den Situationen, wo man ihn vermeiden kann.
  • Ebenso ist das Nachdenken über eine ferne Zukunft oft wenig lohnenswert, weil zu viele Unbekannte eine klare Prognose verhindern.
Wegen dieser beiden Punkte konzentrieren sich die Gedanken des Menschen meist auf sehr kurzfristige Probleme. Zeiträume von Jahrzehnten werden weit weniger ernsthaft bedacht als Zeiträume von Tagen. Das war in der Vergangenheit auch eine sehr gute bewährte Strategie.

Wir können aber mit unseren heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und unseren technologischen Errungenschaften mit hoher Sicherheit eine Zukunft vorhersagen, die sehr weitreichende neue Möglichkeiten eröffnet. Der Zeitraum ist nicht präzise vorhersagbar. Aber die Menge der Möglichkeiten ist dagegen relativ deutlich zu erkennen. Darüber handelt dann der nächste Beitrag.